Eine Stadt sieht Rock´n´Roll – Bad Nauheim´s 21. Internationales Elvis Festival
Zum bereits 21. Mal feierte Bad Nauheim, der nette Kurort in der Nähe von Frankfurt am Main, das internationale Elvis Festival. Ein kompletter Ort steht Kopf … überall Elvis, Elvis, Elvis …
von Kirsten Schmitz
Zum bereits 21. Mal feierte Bad Nauheim, der nette Kurort in der Nähe von Frankfurt am Main, das internationale Elvis Festival. Ein kompletter Ort steht Kopf … überall Elvis, Elvis, Elvis …
Nun zunächst berechtigterweise die Frage: Warum Bad Nauheim? Die Verbindung ist ganz einfach: Als Elvis Presley seinen Wehrdienst 1958 – 1960 in Deutschland absolvieren musste, hat er sich den netten kleinen Ort als Wohnsitz ausgesucht. Um genau zu sein, die Goethestr. 14 direkt hinter dem Kurpark.
Und das ist natürlich nur EIN Besichtigungspunkt, der von treuen Elvis-Fans abgelaufen werden kann/soll.
Neben der berühmten Statue auf der Brücke an der Trinkkuranlage befindet sich direkt dahinter die Elvis-Parkbank mit Gitarre, Noten und Mikrofon. Oder ein paar Meter sorgt der singende Elvis als Ampelmännchen, dass Besucher sicher über die Straße gelangen zum nächsten besichtigungswürdigen Ort. Die Burgpforte in Bad Nauheim wo das Cover für “A Big Hunk O´Love“ entstand.
Jeder, jemals vom King, auch nur ein einziges Mal besuchter Ort/Gaststätte/Geschäft wird – so hat man den Eindruck – ausgeschlachtet und angepriesen in dem extra für das Festival entworfenen Hoch-Glanz-Flyer. Und apropos Touren, auch diese kann man buchen um mit einem Touristenführer sogar die Bushaltestelle, welche im Stil von „Jailhouse Rock“ entworfen wurde, also Fotomotiv zu nutzen.
Elvis überall!
Auch der Einzelhandel in der Innenstadt springt gerne auf den Elvis-Zug auf. Fluchs werden zum Festival ein paar Bilder des Kings in die Schaufenster gestellt, Musikboxen dudeln rund um die Uhr Elvis-Songs und die Preise werden auch mal eben angepasst.
In Restaurants und Bistros gibt es Elvis-Waffen, – Sandwiches, – Salate, – Steaks, – Burger. Die Innenstadt gleicht einem Streetfood-Markt mit Currywurst-Buden, Kaffee-Ständen und Souvenirhändlern.
Und genau diese Straßen müssen die Besucher natürlich auch mehrmals am Tag laufen, um eben zu den verschiedenen Veranstaltungsorten zu gelangen. Die Hauptbühnen und damit auch Publikumsmagneten sind die Trinkkuranlage sowie das Hotel Dolce. Beide jeweils am anderen Ende der Innenstadt.
Das Hotel Dolce liegt direkt an der neuen Elvis-Stele, die natürlich dem King zu Ehren geschmückt und mit Blumen dekoriert wird. Im Innenhof des Hotels versammeln sich neben zahlreichen Merchandising-Ständen zum Thema Elvis, auch unter den Plantagen geschützt, die zum Olditmer-Wettbewerb zugelassenen Wagen. Ein Schmuckstück neben dem Nächsten strahlt um die Wette. Es versteht sich von selbst, dass auch die Fahrer entsprechende Anzüge im Elvis-Stil tragen. Und auch der jährliche Elvis-Musikcontest findet ebenfalls im Hotel Dolce statt. Bei beiden Wettbewerben ist der Besucher involviert und zur Abstimmung angehalten.
Das musikalische Rahmenprogramm wird durch die – eben am anderen Ende der Innenstadt gelegene – Trinkkuranlage erweitert. Hier finden Konzerte im größeren Rahmen statt. Die Anlage selbst ist schön und gepflegt, wie es sich für einen Kurort gehört. Schade ist nur, dass der Veranstalter selbst nicht auf das Publikum eingestellt sind, denn: Tanzen ist nicht erwünscht! Schade eigentlich! Manchmal ist gut gemeint, einfach nicht gut gemacht.
Nach einem anstrengenden Elvis-Tag soll natürlich auch noch nicht Schluss ein. Man trifft sich zum entspannten Essen und wichtigen Gesprächen mit Live-Musik z. B. im Duckys oder in der „Scheune“. Auch hier: Elvis, Elvis, Elvis … around the clock …
Will man das? Muss man das?
Man sollte schon ein sehr großer Elvis-Fan sein, um von Donnerstag bis Sonntag den Overkill zu ertragen. Ist sicherlich zu vergleichen mit Karneval im Rheinland – alles eben Geschmackssache.
Was aber, neben Elvis, den Reiz der Veranstaltung ausmacht, ist die Tatsache, dass hier Alt und Jung GEMEINSAM zusammen singen, feiern und tanzen. Der Mittachtziger mit schlecht gefärbten schwarzen Haaren in Glitzerkostüm schwelgt in Erinnerungen an den letzten Live-Auftritt des Kings, die Blondine in sehr kurzem Faschings-Petticoat-Outfit und High Heels trällert munter „Return to Sender“, die Alt-Locke posiert neben einem Chevy und der Boogie-Tänzer lässt sich ein neues Hemd mit Elvis-Motiv schneidern. Gucken, Stauen und lächeln hilft da wirklich weiter…
Natürlich werden hier auch viele Klischees bedient und gezeigt. Aber abseits dieses Mainstreams gibt es eben auch die spontanen Straßenkonzerte von Musikern, wo sich eine Hand voll Leute versammeln, um gemeinsam in einer lauen Sommernacht einfach zu singen und zu musizieren.
Das ist Freiheit, das ist guter alter Rock´n´Roll!