auf ein Bier mit Tom Toxic

Tom Toxic ist in der deutschen Rock’n’Roll Szene ein fester Begriff und nicht mehr wegzudenkender musikalischer Bestandteil - sei es durch den großen Erfolg der »Holstein Rockets«, dem »Tom Toxic Tollhaus Trio« oder aktuell mit seinem Projekt »The Tennessee Tapes«, welches man in den Social Medien direkt begleiten konnte. Wir haben Tom zu seinem musikalischen Weg, den »Tennessee Tapes« und zu seiner Aufnahme in der »International Rock-A-Billy Hall of Fame, Jackson, TN« ein paar Fragen gestellt.

Tom Toxic

Die Tennessee Tapes Tour

Die Tennessee Tapes Band
Mit dem Schlagzeuger und dem letzten Bassisten von Johnny Cash in dessen ehemaligen Heimstudio
JM van Eaton (Drummer von Jerry Lee Lewis, Johnny Cash, Roy Orbison und anderen) damals und heute (aufgenommen im Sun Studio)
mit Tommy Cash, dem Bruder von Johnny Cash auf der Feier zu Johnny Cashs 85sten
Mit der Gitarre von Johnny Cash im Storytellers Museum in Bon Aqua kurz vor meinem spontanen Auftritt
mit meinem Freund Andy vor dem legendärem Sun Studio
Meine Gitarre, auf der alle Musiker sowie der Sohn von Sam Phillips und auch Tommy und Joanne Cash unterschrieben haben
Mit Sonny Burgess und dessen Schlagzeuger im Sam Phillips Recording Studio
Mit der Tennessee Tapes Band und den Tontechnikern vor dem Sam Phillips Recording Studio
die ganze Mannschaft am letzten Abend in Memphis in Jerry Lee Lewis Honky Tonk Cafe

Interview:

rockin and rollin: Tom, ich denke näher vorzustellen braucht man dich nicht, »The White Lines«, »Tom Toxic & The Trashcans«, »Tom Toxic & Die Holstein Rockets«, »Tom Toxic Solo«, »Das Tom Toxic Tollhaus Trio« und nun »Tom Toxic - The Tennessee Tapes«, um nur einmal die großen Eckpfeiler deines musikalischen Weges zu nennen. Doch die Basis aller Fragen, wie bist du überhaupt zur Musik gekommen und zum Rock’n’Roll?

Tom Toxic: Zur Musik bin ich durch meinen Vater, einem beinharten Beatles-Fan gekommen. Er war selber mal Bassist in einer Beatband und seine Geschichten über Erlebnisse bei Konzerten und so haben mich immer fasziniert. Schon frühzeitig habe ich angefangen Songs zu schreiben und schon zu Schulzeiten meine erste Band gegründet, oder es zumindest versuchte. Mit 16 habe ich meine erste Gitarre bekommen, eine Stunde Unterricht genommen und von da ab mir alles bissel autodidaktisch beigebracht. Bei den verschiedenen Bands, in denen ich mitgewirkt habe, hatte ich immer das Glück, nicht unbedingt gut Gitarre spielen können zu müssen. Der Weg zum Rock’n’Roll, im speziellen zum Rockabilly, war da ungleich länger und kurvenreicher. Obwohl mein Lieblingsalbum von den „Beatles“ „Rock’n’Roll-Music“ war und ich von den „Puhdys“ – by the way, ich bin in Schwerin aufgewachsen – nur ein einziges Album namens „Rock and Roll Music“ mochte, ja, obwohl ich aus der Plattensammlung meines Vaters immer wieder „Little Richard“, „Bill Haley“ oder auch die „Rubettes“ oder die „Hold on Tight“ Single von „ELO“ rausgeholt habe, bin ich damals irgendwie nie auf die Idee gekommen, dass es sich bei all dem, was mir da so gefiel, um eine bestimmte Musikrichtung, einen bestimmten Beat handelte. Ich wurde Lindenberg-Fan, und dann Blues-Rock-, Hard-Rock-, Motörhead- und Punk-Rock-Fan und habe nie begriffen, dass schneller, härter, lauter nicht das war, was mir an der jeweiligen Musikrichtung fehlte. Anfang 89 bin ich dann in den Westen übergesiedelt – ja, das war noch vor dem Mauerfall, und nein, ich bin nicht über Ungarn oder so raus, sondern nach dreieinhalb Jahren Kampf meiner Eltern gegen das System aus der Staatsbürgerschaft der DDR entlassen worden – also, April 89 sind wir in den Westen und dort wollte ich eine neue Band gründen. In der Zone hatte ich ja schon diversen Punk- und Popkapellen angehört. Tja, und da kam ein Kollege auf mich zu und meinte, er spiele Kontrabass. Ich wolle keinen Jazz oder gar Klassik spielen, war meine Antwort, aber er schleppte mich mit zu einem Konzert einer lokalen Rockabilly-Band und von da ab war es um mich geschehen. Auch wenn ich zwischenzeitlich immer wieder mal versucht habe mit Musik von einer der „alten Musikrichtungen“, also Punk oder Deutschrock, glücklich zu werden… - der Rockabilly hat mich fest in seinen Händen, und das ist auch gut so. Kleiner Fun-Fact am Rande: die lokale Rockabillyband, die mich mit dieser Musik infiziert hat, waren „The White Lines“, bei denen ich dann ja ein paar Jahre später als Rhythmus-Gitarrist eingestiegen bin.

rockin and rollin: Magst du kurz zu deinen bisherigen musikalischen Projekten etwas erzählen?

Tom Toxic: Ja, klar, gerne. Die erste Band im Bereich Rockabilly, die ich gegründet habe, waren die „Al Cohole Rockets“. Der Name leitete sich von den Zigarillos „Al Capone Pockets“ ab, die Anfang der Neunziger so kultig waren. Wir, das waren Andy Link und Heiko Bibow, die später mit den „Maniacs“ einige Erfolge gefeiert haben, und ich, haben es aber nie aus dem Proberaum raus geschafft. Kurz darauf bin ich irgendwie bei den „White Lines“ als „Gast-Star“ reingerutscht, und als deren Lead-Gitarrist die Band verließ und Carsten, der vorher die Rhythmusgitarre gespielt hat, die Lead-Gitarre übernahm, bin ich von Bernd angequatscht worden, ob ich fest einsteigen wolle. Ich wollte und ich bin der Band heute echt dankbar für all die Erfahrungen, die ich dort sammeln konnte. Anfang 98 oder so haben wir uns getrennt und nach ein paar erfolglosen Versuchen, was Eigenes auf die Beine zu stellen, habe ich dann 99 mit der Geburt meines Sohnes eine totale Schaffenspause eingelegt. Irgendwann Anfang des neuen Jahrtausends, ich hatte mich inzwischen in einigen – zum Teil ein wenig peinlichen – Musikprojekten hier in Kiel versucht, sprach mich ein ehemaliger Mitmusiker aus einem dieser Projekte an, ob ich Bock auf eine Surf-Punk-Band hätte. Er hatte den Gitarristen und die Bassistin von „King Punish & The Trashcans“ kennengelernt, die einen neuen Frontmann suchten. Nun ja, ich bin da eingestiegen, wir haben innerhalb kürzester Zeit ein Programm zusammengeschustert, die Musik „Surf-Punk and Trash-A-Billy“ getauft und in der Kieler Musikszene für mächtig Aufmerksamkeit gesorgt. Aber nach nur fünf Gigs war dann Schluss. 2006 war es dann, als ich entschieden habe, dass ich wieder eine Rockabilly-Band brauche. Es gab ein paar mehr oder weniger halbherzige Anläufe. Doch auf einer Jamboree mit der „Rockabilly Mafia“ lernte ich dann Kai „Harley“ Fischer kennen, der mir noch am selben Abend die Schlagzeugerin Sweet Babydoll vorstellte. Wir drei haben uns auf Anhieb verstanden, zwei-, dreimal geprobt und dann entschieden, dass wir jemanden für die Leadgitarre brauchen. Ich habe Danny Danger, den ich bei einem der halbherzigen Anläufe kennengelernt hatte, angerufen, und die „Holstein Rockets“ waren komplett. Tja, und dann ging es ziemlich schnell ziemlich steil bergauf. Erster Gig vor ausverkauftem Laden, Plattendeal mit „Crazy Love“, später bei „halb7records“, Konzerte in ganz Deutschland und in Österreich, Auftritte auf eigentlich allen großen Festivals in Deutschland und vor bis zu 2000 Leuten bei den Harley Days… - ja, das war schon Wahnsinn. 2013, unsere Trommlerin war inzwischen in die Nähe von Frankfurt am Main gezogen und wir waren alle beruflich sehr eingebunden, haben sie und Harley dann die Notbremse gezogen. Wir hatten uns nur noch zu den Auftritten gesehen und die Harmonie, die Professionalität und die Kreativität in der Band litten darunter. Es wurde eine Pause eingelegt, damit sich alle erstmal wieder neu erden und zu sich finden und sich über einiges im Klaren werden konnten. Diese Pause habe ich genutzt, um mir einen Traum zu erfüllen, nämlich ein „Do-It-Yourself Album“ einzuspielen, also eine Scheibe, bei der ich wirklich alles alleine mache, von den Songs, über die Instrumente bis zum Abmischen und der Grafik. Um die so entstandene Musik auch auf die Bühne bringen zu können, habe ich „Das Tom Toxic Tollhaus Trio“ gegründet, das sich aber recht schnell verselbstständigte, sprich, es sind Songs entstanden, die mit dem Solo-Album nichts zu tun hatten, und es ergab sich eine echte Gruppendynamik. Als „Die Holstein Rockets“ sich dann 2015 mit neuem Bassisten zurückmeldeten, habe ich am „Tollhaus Trio“ weiter festgehalten und sogar ein Album mit ihm aufgenommen.
Tja, und die Tennessee Tapes… - das ist eine Geschichte für sich. Das ist keine Band als solche, das ist ein Lebenstraum, ein Wahnsinnsprojekt und eine Zusammenarbeit mit drei absolut genialen Instrumentalisten. Tja, eine lange Antwort… - aber du hast ja gefragt! Hahaha…

rockin and rollin: Aber du bist nicht nur musikalisch vielseitig, ebenso lebst du dich auch in anderen Bereichen kreativ aus. Wie zum Beispiel beim Entwerfen von Grafiken oder beim Zeichnen. Wie bist du zu diesem Bereich gekommen und was bedeutet er für dich?

Tom Toxic: Uff, ja, Grafiken entwerfe ich immer wieder mal. Etliche Flyer für irgendwelche Gigs oder Festivals und die Logos für die Bands, in denen ich spiele, sind auf meinem Mist gewachsen. Aber auch die Cover für meine Solo-Scheibe, das „Tollhaus Trio“ Album oder die Debüt-Single der Kieler Band „The Coast Guards“, sowie das Logo für die „Wild Turtle Record Company“, das Label vom Rock’n’Roll Tom, habe ich gestaltet. Doch das läuft alles nur so nebenbei. Ich bin vielleicht ein talentierter Amateur, aber nicht mehr. Echte Grafiker würden wahrscheinlich die Hände überm Kopp zusammenschlagen, wenn die sehen würden, wie ich arbeite. Hahaha! Na ja, ich erhebe da auch keinerlei Ansprüche auf Qualität oder so. Das Zeichnen… - ja das habe ich schon als Kind für mich entdeckt, noch lange vor der Musik. Das bedeutet für mich Ablenkung und Entspannung. Leider ist das zurzeit weit ins Hintertreffen geraten. Vielleicht sollte ich mal wieder nen Bleistift in die Hand nehmen. Hmmm…

rockin and rollin: Mit der Musik und den Texten der Songs von »Tom Toxic & Die Holstein Rockets« hattet ihr den Nerv der Zeit getroffen und der Erfolg begann. Wie empfandest du selber die Zeit und den Erfolg?

Tom Toxic: Na, die Zeit ist ja noch nicht vorbei. „Die Holstein Rockets“ sind ja noch auf Tour. Im September diesen Jahres geht es wieder weiter. Aber ich denke, ich weiß, worauf du hinaus willst. Tja… - wie habe ich das empfunden? Das war alles ziemlich strange. Das erste Mal, dass mir bewusst wurde, dass da mehr passiert als in all meinen Bands zuvor, war als mich auf der Straße ein wildfremder Typ anquatschte, um mir zu erzählen, dass er mich am Vorabend im Fernsehen – also dem Offenen Kanal Kiel – gesehen hätte und das so geil gefunden hätte und so und mir unbedingt die Hand schütteln und ein Selfie mit mir machen wollte. Oder als wir in Lübeck vor zweitausend Leuten auf der Bühne standen und ein nicht gerade kleiner Teil davon die Refrains unserer Songs mitgesungen hat, das war dann Gänsehaut pur. Und wenn da Anfragen aus Gegenden und Orten und von Veranstaltern kamen, wo ich im Leben nicht vermutet hätte, dass uns da irgendwer kennen könnte, das war schon irgendwie überwältigend. Ja, das alles ist oder war schon ziemlich verrückt und ich muss gestehen, dass ich damit nicht wirklich gut umgehen kann. So seltsam es vielleicht klingen mag, aber ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt. Nein, falsch, das stimmt nicht so ganz. Ich stehe gerne auf der Bühne und dort auch sehr gerne im Mittelpunkt. Und auf Partys und so finde ich es auch immer sehr angenehm, wenn die Leute meinen Geschichten lauschen und über meine Witze lachen. Aber wenn ich in der… - na ja… - sagen wir mal „Öffentlichkeit“ von Leuten angequatscht werde, die ich nicht oder nur entfernt kenne, dann ist mir das schon manchmal etwas unangenehm. Das hängt aber wohl auch damit zusammen, dass ich ein mieses Personen- und ein noch schlechteres Namensgedächtnis habe und ich oft nicht weiß, ob ich dem freundlichen Gegenüber schon mal begegnet bin. Also, um auf den Kern der Frage zurückzukommen… - ich empfand und empfinde die Zeit als sehr aufregend und etwas verwirrend.

rockin and rollin: Wird es bald wieder eine neue Scheibe mit Songs von »Tom Toxic & Die Holstein Rockets« geben, oder liegt derzeit die absolute Priorität auf deinem neuen Projekt?

Tom Toxic: Um da mal pingelig zu sein – es wird nie wieder eine Scheibe von „Tom Toxic & die Holstein Rockets“ geben, denn die Band heißt jetzt nur noch „Die Holstein Rockets“.  Wann es eine neue Scheibe von „Die Holstein Rockets“ geben wird, kann ich dir aber leider nicht sagen. Wir haben schon anderthalb Songs im Kasten und auch ein paar neue Ideen, aber seit unserem Minialbum „Moin!“ aus dem letzten Jahr kommen wir irgendwie nicht mehr ins Studio. Es ist alles etwas kompliziert im Holstein-Rockets-Universum. Wenn irgendwelche Scheiben von einem anderen meiner Projekte vorher erscheinen sollten, liegt das nicht daran, dass diese Projekt mehr Priorität genießen, sondern lediglich daran, dass ich die Aufnahmen und die Veröffentlichung dieser Tonträger leichter umsetzen, kontrollieren, realisieren kann. Okay, das Tennessee Tapes Projekt hat in der ersten Jahreshälfte 2017 deutlich mehr Priorität genossen als jede andere meiner Bands. Aber wie es jetzt weiter geht, was als nächstes veröffentlicht wird, das hängt davon ab, was zuerst fertig wird, und nicht davon, was wichtiger ist.

rockin and rollin: Kommen wir auf dieses aktuelle Projekt, »Tom Toxic - The Tennessee Tapes«, zu sprechen. Eine Hammer-Aktion, zusammen mit »Stephan Griebel«, »Tex Morton« und »Juan C Larios«, drei großartigen Musikern, hast du eine Tour durch Tennessee und angrenzende Bundesstaaten unternommen und dabei Aufnahmen in Rock’n’Roll Kultstudios mit musikalischen Legenden wie »Sonny Burgess«, »J.M. van Eaton« oder »WS Fluke Holland« umgesetzt, um nur einige zu nennen, mit denen ihr Songs aufgenommen habt. Abgerundet habt ihr das Ganze mit Stopps an musikalisch historischen Punkten wie das Grab von Johnny Cash, der Rock-A-Billy Hall of Fame usw. Rundum ein musikalischer Traum, den du dir da verwirklicht hast, aber sicherlich auch ein riesen Ding von der Organisation und Planung her. Wie viel Zeit habt ihr für die Planung und Vorbereitung gebraucht und welche Hindernisse mussten bewältigt werden, bevor es losgehen konnte?

Tom Toxic: Ja, das war wirklich ein riesen Ding! Ein Lebenstraum, den ich mir da erfüllt habe. Wann ich genau mit der Planung begonnen habe, kann ich nicht so genau sagen. Aber von da an, wo es konkret wurde, also von der ersten Zusage der Sun Studios bis zum Abflug, sind gut zwei Jahre ins Land gegangen. Das meiste habe ich alleine im stillen Kämmerlein ausgeheckt, geplant, organisiert, gebucht, was weiß ich. Zu Beginn habe ich ewig und immer wieder Mails an Sun geschrieben, die aber nie beantwortet wurden. Ich habe sogar mitten in der Nacht dort angerufen, also mitten in der Nacht hier in Deutschland. Aber ich war zu… - hmm… - zu nett, zu zögerlich, zu sehr Fan. Ich hatte immer so sinngemäß geschrieben, ich sei ein großer Bewunderer von Sun und es wäre ein Traum, und ob die Möglichkeit bestünde und blah. Erst als ich das auf Anraten eines Bekannten in ein: „Ich möchte das Studio buchen. Was kostet das?“ geändert habe, kamen Reaktionen. Dann dauerte es ewig, bis ich einen Termin hatte. Dann habe ich Mickey von „Boom Chicka Boom St. Pauli“ angequatscht, ob er mir den Kontakt zu „WS Holland“ besorgen könne, weil er ja kurz zuvor die Dänen von „Johnny Horsepower“ im „Drafthouse“ Hamburg hatte, welche wiederum einige Zeit zuvor mit „WS Fluke Holland“ in Dänemark aufgetreten waren. Er gab mir den Tipp mich direkt an Tim Kristensen, den Bassisten von „Johnny Horsepower“, zu wenden, welcher mich dann wiederum an den Sänger verwiesen hat. Mickey meinte aber noch, wenn ich das hinkriegen würde, den legendären Cash-Drummer für eine Session im Sun zu gewinnen, würde er ihn bezahlen und das Album auf „Boom Chicka Boom Records“ rausbringen. Na, nach einigem Hin und Her mit dem Management von „Holland“ war es geschafft und der Trommler war tatsächlich gebucht. Tja, und dann kam eine Mail von Sun, dass die keinen Tontechniker mehr hätten und darum alle Sessions für unbestimmte Dauer auf Eis gelegt wären. Ich wurde panisch und habe mich nach einem alternativen Studio umgesehen, welches ich im „Cash Cabin“, dem ehemaligen privaten Home-Studio des Man in Black in Hendersonville gefunden habe. In dem Studio ist der Großteil der „Amercian Recordings“ entstanden. „WS Holland“ dazu zu bewegen, nun nicht am Mittwoch ins „Sun Studio“ nach Memphis, sondern am Montag ins „Cash Cabin“ nach Hendersonville zu kommen, kostete dann auch noch einiges an Zeit und Nerven. Aber als das dann endlich in trockenen Tüchern war, tja, da meldete sich plötzlich Sun, dass sie einen neuen Techniker hätten und die Session wieder bestätigt wäre. Der neue Techniker hat mich dann auch gleich die nächsten Tage angerufen. Ein sehr netter und kompetenter Typ. Als ich mich bei ihm… - sagen wir mal „beschwerte“, dass wegen des Hickhacks mit dem Termin „WS Holland“ nun nicht mehr mit mir im Sun spielen wird, gab er mir den Typ, doch „Jimmy van Eaton“ zu buchen. Der hätte schließlich auch für „Johnny Cash“ getrommelt Und außerdem für „Jerry Lee Lewis“, „Billy Lee Riley“, „Roy Orbison“ und unzählige andere. Na ja, den Namen hatte Mickey auch schon mal ins Gespräch gebracht. Aber zu diesem legendären Drummer sind keinerlei Kontakte im Netz zu finden. Wenn’s nur das, ist, meinte der neue Techniker – und schon hatte ich von ihm die private Mailadresse von „J.M. van Eaton“. Den dafür zu gewinnen, mit uns bei Sun ein paar Songs aufzunehmen, war dann einfach. Nur leider ist wenige Tage später mit einer weiteren Mail von Sun wieder alles auf Eis gelegt worden. Man hätte sich mit dem neuen Tontechniker nicht einigen können, Alternativen seien derzeit nicht in Aussicht. Ich hatte den WhatsApp-Kontakt zum neuen Ex-Tontechniker und habe mich bei ihm ein wenig ausgekotzt, dass das so nicht geht, dass er nicht einfach in´ Sack hauen kann und so. Als ob es ihn interessieren oder gar umstimmen würde, wenn ein kleiner deutscher Amateurmusiker ihm seine Problemchen schildert. Na ja, er gab mir jedenfalls den Tipp, dann doch lieber beim „Sam Phillips Recording Service“ aufzunehmen, zum einen stünde dort noch das originale Sun-Equipment, welches „Sam Phillips“ 1959 aus der 706 Union in sein neues Gebäude mitgenommen hatte, und zum anderen werde das Studio immer noch von Sams Familie geführt. Ja, und den nötigen Kontakt hatte er natürlich auch gleich noch parat. Also habe ich dort hingeschrieben, sofort eine Antwort bekommen, das Studio gebucht und… - drei Tage später war meine Kreditkarte belastet worden… - von Sun. Die hatten einen neuen Techniker und darum meinen ursprünglichen Termin bestätigt. Zum Glück hatte ich mich bei der Terminanfrage ans „Sam Phillips Studio“ vertippt, so dass ich dort nun aus Versehen und somit glücklicherweise den Donnerstag anstelle des Mittwochs gebucht hatte. Also hatte ich nun statt einem gleich drei Studios an vier Tagen, zwei legendäre Schlagzeuger und im Laufe der Zeit hatten sich noch „Dave Roe“, der letzte Bassist der „Tennessee Three“, und „Bubba Feathers“, der Sohn des legendären „Charlie Feathers“, dazugesellt. Die Idee, Bubba anzuquatschen, kam auch von Mickey. Den Kontakt habe ich dann auf Facebook herstellen können. Bubba war überhaupt der Unkomplizierteste von allen. Ich habe dann entschieden, dass wir im „Sam Phillips“ auch noch Gäste bräuchten und irgendwann über dessen Management „Sonny Burgess“ und seinen langjährigen Trommler „Bobby Crawford“ gewinnen können. Tja, so war das. Ein ständiges Auf und Ab und Hin und Her, ewige Rückschläge, Änderungen und was weiß ich. Zum Glück hat mir meine Familie die ganze Zeit den Rücken frei gehalten und mein Freund Andy hat mir bei der Organisation geholfen und zur Seite gestanden. Ohne ihn hätte ich sicherlich das eine oder andere Mal den Überblick verloren oder gar hingeschmissen.

rockin and rollin: Wie kam es zu der Idee zu den »Tennessee Tapes«?

Tom Toxic: Boah, gute Frage. Ich würde mal sagen, den allerersten Floh zu der Idee hat mir Bernd Tesch, Bandleader, Sänger und Bassist der „White Lines“, ins Ohr gesetzt. Er kam eines Tages mit einem Songschnipsel in den Proberaum, wo er davon sang einmal nach Memphis zu reisen, um im Sun Studio einen Song aufzunehmen. Wir haben aus dem Schnipsel dann die kleine Hymne „Goin to Memphis“ gebastelt, welche auf der „Rockabilly Beat“ EP der „White Lines“ veröffentlicht wurde. Seitdem war sein Traum auch meiner. Mit der Trennung von den „White Lines“ ist der Traum dann etwas eingeschlafen, aber spätestens mit der Aufnahme von „Auf nach Memphis“ mit den „Holstein Rockets“ war er wieder sehr präsent. Von da ab habe ich dann angefangen Sun anzuschreiben und im Laufe der Zeit entwickelte sich die Idee weiter und weiter. Wie es also konkret zu der Idee kam, kann ich gar nicht so genau umreißen. Es war ein schleichender Prozess und irgendwann hatte ich da etwas so Großes auf den Weg gebracht, dass ich mich dann sogar selbst manchmal davor erschrocken habe.

rockin and rollin: Wie war es, musikalische Legenden wie »Sonny Burgess« und die anderen zu treffen und mit ihnen zusammen Musik machen zu können?

Tom Toxic: Hmm… - als wir dort vor Ort aufgenommen haben, war es mir irgendwie gar nicht so klar, dass ich gerade mit lebenden Legenden arbeite. Dass diese Musiker auf so vielen Songs, die mir so viel bedeuteten, mitspielten. Wir waren recht professionell im Umgang miteinander und das klappte auch, weil diese großen und großartigen Musiker uns auf Augenhöhe begegneten. Da waren keinerlei Starallüren. Es gab ein paar lustige und einige echt spannende Situationen in den Studios. Es war faszinierend zu sehen, wie „Jimmy van Eaton“ dort im „Sun Studio“ arbeitete, ohne Kopfhörer, einfach im Blickkontakt zu seinen Mitmusikern. Es war spannend, die Interaktion der beiden ehemaligen „Tennessee Three“ Musiker „Dave Roe“ und „WS Fluke Holland“ zu verfolgen. Und es war ein tolles Gefühl, als „Sonny Burgess“ nach der Session zu mir kam, mir die Hand auf die Schulter legte und mir sagte, dass ihm gefiele, wie ich seinen Song gesungen hätte, zu dem er bei dieser Aufnahme gerade „nur“ die Lead-Gitarre gespielt hatte. Rückblickend kriege ich allerdings immer wieder Gänsehaut, wenn ich mir vor Augen führe, mit wem ich da alles in den Studios gestanden habe, wenn ich daran denke, was das für Studios waren, was da wirklich passiert ist. Ne, echt, wirklich, irre!

rockin and rollin: Was war dein persönliches Highlight bei der Tour?

Tom Toxic: Das ist schwer einzugrenzen. Es gab so viele Highlights. Da war die Tour über das ehemalige Anwesen von „Johnny Cash“, wo wir den Schuppen gesehen haben, vor dem die Fotosession zum „American Recordings“ Album „Unchained“ stattgefunden hat und in dem Johnnys und Junes Angelzeug einfach so rumlag, eine Tour, die nur sehr, sehr wenige erleben. Da war am nächsten Tag die „Rock-A-Billy Hall of Fame“ in Jackson, wo auf einmal ein Kamerateam eines lokalen Nachrichtensenders auftauchte, um mich zu interviewen. Da war die Begegnung mit „Jimmy van Eaton“ und „Bubba Feathers“ im Sun Studio, die einfach tolle Typen, herzensgute Menschen und begnadete Musiker sind. Da war der Besuch in Dyess, in dem Haus, in dem „Johnny Cash“ aufgewachsen ist, wo Andy und ich ganz alleine waren, nur wir zwei und der Tour-Guide. Da war die Begegnung mit Sams Sohn „Jerry Phillips“, der extra auf uns im Studio gewartet hatte, um uns zu begrüßen und uns ein paar sonst verschlossene Räume zu zeigen, obwohl er eigentlich einen wichtigen Termin hatte. Da war die bereits geschilderte Situation, wie „Sonny Burgess“ sich bei mir bedankt hatte und „Bobby Crafford“ uns alle mit Geschenken überhäufte. Da war die VIP Tour durch „Graceland“, wo Andy, Jacky (die Freundin von Mickey) und ich das ganze Haus quasi für uns alleine hatten – also von den zich Securitys mal abgesehen, hahaha! Da war Johnny Cashs Geburtstag im Cash-Museum, wo ich Johnnys letzte lebende Geschwister treffen durfte und die meine Gitarre signiert haben. Da war das großartige Erlebnis in Montgomery, wo wir in „Hank Williams“ ehemaliger Stammkneipe eingelassen und mit interessanten Hintergrundgeschichten versorgt wurden, obwohl der Laden eigentlich geschlossen hatte. Und da war das absolut überwältigende Erlebnis im „Storytellers Museum“ in „Bon Aqua“, das eigentlich auch geschlossen hatte, wo Andy und ich dann aber trotzdem rein durften und was dann darin gipfelte, dass ich auf Johnny Cashs Gitarre spielen durfte, während ich einen Hut des Man in Black auf dem Kopf hatte und auf der Bühne war, auf der er auch schon so oft gespielt hatte. Und die anschließende private Führung durch seine „Hide-Away-Farm“ war dann die Kirsche auf der Sahnehaube. Es war einfach der Wahnsinn. Highlight folgte auf Highlight. Unglaublich. Und ich glaube, ich habe immer noch nicht ansatzweise die Hälfte verarbeitet.

rockin and rollin: Ich persönlich fand es sehr interessant, die Umsetzung der »Tennessee Tapes« direkt bei Facebook mitverfolgen zu können. Ihr seid in den Social-Medien dabei sehr aktiv gewesen. Wie wichtig war es dir, die Leute bei dem Projekt aktiv teilhaben zu lassen?

Tom Toxic: Danke, das freut mich, wenn dir unser aller Berichterstattung gefallen hat. Mickey war da ja am aktivsten, hat immer wieder Live-Streams aus den Studios geschaltet und Bilder auf Facebook hochgeladen. Dann war da Stephan mit seinem ganz persönlichen Tagebuch für seine Freunde und Follower. Und ich habe halt zusätzlich noch meine Sicht auf das alles für meine Facebookfreunde zusammengefasst. Von „wichtig“ würde ich dabei nicht reden. Aber es war mir ein Bedürfnis, die Leute zu Hause an den Erlebnissen teilhaben zu lassen, weil ich mitbekommen habe, wie sehr es sie interessierte und wie sehr sie sich mit uns gefreut haben. Das war einfach toll.

rockin and rollin: Was darf man musikalisch von den »Tennessee Tapes« erwarten?

Tom Toxic: Musikalisch? Hmm… - also wir haben in den verschiedenen Studios und Locations insgesamt 26 Songs aufgenommen, von denen 24 mit nicht allzu großem Aufwand veröffentlicht werden könnten. Okay, bei dem einen oder anderen Take muss ich eine neue Gesangsspur einsingen, weil ich dort drüben mir argen Stimmproblemen zu kämpfen hatte. Auch wollen wir bei manchen Songs noch ein paar Vocal-Overdubs hinzufügen. Und hier und da hat Tex eine neue Gitarrenspur aufgenommen, weil er immer wieder mit neuen Gitarren zu arbeiten hatte und so nicht immer das spielen konnte, was er eigentlich im Kopf hatte. Die 24 Songs sind zum Großteil selbst geschrieben. Lediglich fünf Songs sind Covernummern, wobei ich auch diesen meinen persönlichen Stempel aufgedrückt habe. Die selbst geschriebenen Songs haben sich dank der genialen Ideen von Stephan und Tex sehr vielfältig entwickelt, so dass wir jetzt unter anderem Aufnahmen haben, die sich nach richtig klassischem Honky-Tonk-Country anhören. Andere klingen mehr nach modernerem Country. Ein zwei Nummern huldigen dem Boom Chicka Boom Sound des Man in Black. Es gib groovige Blues-Nummern und auch paar richtige Rock and Roll Fetzer sind dabei. Ein paar Swingeinflüsse sind zu hören und natürlich ganz viel Rockabilly. Es ist eine bunte, interessante und musikalisch teilweise recht anspruchsvolle Mischung entstanden, die trotzdem wie aus einem Guss ist, und die mich echt immer wieder begeistert, wenn ich mir die Rough Mixes mal wieder durchhöre. Aber ohne Stephan und Tex hätten meine Songs diesen Level wahrscheinlich nicht erreicht. Dafür bin ich den beiden unendlich dankbar.

rockin and rollin: Kannst du schon verraten, wann und unter welchem Label die »Tennessee Tapes« auf den Markt kommen?

Tom Toxic: Nein, leider nicht. Mickey von „Boom Chicka Boom Records“ und ich haben uns vor kurzem bezüglich dieses Projektes getrennt, weil wir uns einig waren, dass wir zu unterschiedliche Prioritäten in Bezug auf Veröffentlichung, Marketing und Vertrieb für diese Aufnahmen haben. Er hat mir großzügig angeboten, ihm die Rechte an den Gaststars abzukaufen, was ich nach einiger Überlegung auch getan habe. Nun bin ich auf der Suche nach einem Label, welches meine Ansichten und Ideen zu diesen Thematiken teilt und mitträgt und ich bin auch schon mit ein, zwei Labels im Gespräch. Aber da ist noch nichts konkret. Vorerst wird in naher Zukunft, so Ende Mai, Anfang Juni, eine streng limitierte 7-inch Vinyl EP mit vier Rough-Mixes auf meinem eigenen kleinen Label „KEil – Records“ erscheinen. Wie es danach weitergeht, steht noch in den Sternen.

rockin and rollin: Sich musikalisch solch einen Traum mit der Tour zu verwirklichen ist eine ziemlich einmalige und großartige Sache. Wie willst du das noch toppen?

Tom Toxic: Ach, darüber denke ich gar nicht nach. Das muss ich nicht toppen, das will ich auch gar nicht. Schön wäre es, wenn die Aufnahmen, die dabei entstanden sind, den Leuten gefallen und das Album, welches hoffentlich bald erscheinen wird, seine Abnehmer findet. Schön wäre es, wenn ich mit dem „Tennessee Tapes Team“ ein paar Gigs spielen könnte, genial wäre es, wenn dabei auch Juan oder vielleicht gar „Jimmy van Eaton“ am Schlagzeug sitzen würden. Gespräche gab es dazu schon, Interesse von Jimmys Seite ist da, aber so etwas muss natürlich auch finanziert werden. Schön wäre es, wenn ich diese Musik auch mal dort live präsentieren dürfte, wo sie aufgenommen wurde, also in Tennessee. Angebote habe ich schon ein paar, also Angebote für Auftrittsorte. Gagen will dort dann aber natürlich auch keiner Zahlen, so dass sich auch hier die Frage nach der Finanzierung des Ganzen stellt. Ja. Nein. Dieses Erlebnis ist eigentlich nicht mehr zu toppen. Selbst eine Tournee durch die USA oder durch Japan ist dann auch „nur“ ein anderes großartiges Erlebnis, das für sich unglaublich und wahnsinnig ist, auf Augenhöhe mit der Tennessee Tapes Tour, aber diese nicht toppt. Aber warum muss man immer alles noch irgendwie toppen? Es reicht doch, wenn man einfach versucht, etwas anderes Tolles zu erleben, zu erreichen. Das muss dann doch nicht unbedingt besser und großartiger sein, als bereits Erlebtes oder Erreichtes, oder? Es reicht doch, wenn es toll ist. Ich hoffe jedenfalls noch einiges Tolles zu erleben. 

rockin and rollin: Dein Rückblick auf die »Tennessee Tapes« und dein persönliches Resümee zu dem Projekt?

Tom Toxic: Ja, es war Wahnsinn. Etwas, was keiner von uns so wohl jemals wieder erleben wird!. Etwas, wovon ich den Rest meines Lebens zehren kann. Ich würde aber, wenn ich das noch mal in Angriff nehmen würde, sicher einiges anders anpacken, zum Beispiel die Aufnahmesessions anders gestalten. Das, was ich dort teilweise abgezogen und meinen Mitmusikern zugemutet habe, ist schon harter Tobak gewesen. Umso dankbarer bin ich heute, dass die alle so mitgezogen haben. Ich weiß heute außerdem, wenn ich mit Abstand auf das alles zurückblicke, dass ich mich innerhalb des Teams nicht immer professionell verhalten habe, aber dort vor Ort war ich sowohl körperlich als auch psychisch nicht in bester Verfassung, fühlte mich permanent unter Druck und habe somit sehr getunnelt und ich-fixiert agiert. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle bei meinen Mitreisenden noch mal entschuldigen. Ansonsten bereue ich weder den Aufwand, den ich, oder wir, wenn ich Andy da mal mit einbeziehen darf, betrieben haben, nicht eine Sekunde. Und auch der finanzielle Aufwand tut mir nicht ansatzweise weh. Ich würde es immer wieder tun. Wenn auch, wie gesagt, etwas anders organisiert. Aber wie sagt ein chinesisches Sprichwort so schön? Erkenntnis und Erfahrung sind Kämme, die dir gereicht werden, wenn du keine Haare mehr hast! Hahaha. 

rockin and rollin: Man darf dir zu einem weiteren Highlight gratulieren. Du wirst die Tage in die »International Rock-A-Billy Hall of Fame, Jackson, TN« aufgenommen. Was für ein Gefühl ist das und was bedeutet diese Ehrung persönlich für dich?

Tom Toxic: Danke für die Gratulation. Ja, das ist total verrückt, oder?! Wer hätte das gedacht. Als ich die Idee entwickelte, in der Rock-A-Billy Hall of Fame in Jackons Tennessee einen Song aufzunehmen, flachste ich mit Andy noch rum, dass das ja cool wäre, weil „ Tom hat in der Rock-A-Billy Hall of Fame aufgenommen“ sich ja so ähnlich anhören würde wie „Tom wurde in die Rock-A-Billy Hall of Fame aufgenommen“. Und letztendlich war diese Idee dort aufzunehmen auch nur so ein Randprodukt. Zum einen liegt Jackson ziemlich genau in der Mitte zwischen Nashville und Memphis, es bot sich also regelrecht an, dort zu stoppen, dem Grab von Carl Perkins einen Besuch abzustatten und in dem Zuge auch der Rock-A-Billy Hall of Fame. Zum anderen hatte ich gelesen, dass dort das Drumset, beziehungsweise EIN Drumset von DJ Fontana, also DEM Elvis-Schlagzeuger überhaupt, steht und dass jeder Besucher darauf rumtrommeln darf, wenn er will. Also warum nicht die restlichen Instrumente mitbringen und eine Aufnahme produzieren, auf dem das DJ Fontana-Set zu hören ist, eine Aufnahme in der „International Rock-A-Billy Hall of Fame“? Diese Idee habe ich Henry Harrison, dem Chef vons Janze, per Mail unterbreitet und er war sofort Feuer und Flamme. Als wir dann dort ankamen, hatte er das bereits erwähnte Fernsehteam organisiert und eine Line-Dancer-Gruppe war vor Ort und ein paar weitere Gäste. Wir haben dann nicht nur den einen Song gespielt und aufgenommen, sondern auch noch ein richtiges kleines Konzert gegeben. Die Leute und auch Henry waren von unserem Auftritt regelrecht begeistert und Henry blieb hinterher in regem Kontakt mit mir. Und eines Tage eröffnete er mir, dass er plane mich offiziell in die „International Rock-A-Billy Hall of Fame, Jackson, TN“ aufzunehmen. Ganz ehrlich? Natürlich fühlte ich mich sehr gebauchpinselt. Aber auf der anderen Seite war mir das auch wirklich unangenehm. Ne, wirklich! Denn seien wir doch mal realistisch – es gibt hier in Deutschland zich Musiker, die unendlich viel mehr für unsere Musik geleistet haben als ich. Das habe ich Henry auch mitgeteilt, doch der antwortete daraufhin nur: „Das mag sein. Aber keiner von denen hat bei mir gespielt oder einen Song für die Hall of Fame geschrieben!“. Okay, das entbehrte auch für mich nicht einer gewissen Logik. Und somit findet nun am sechsten Mai die „Induction Ceremony“ für meine offizielle Aufnahme in die „International Rock-A-Billy Hall of Fame“ statt, zeitgleich in Jackson, Tennessee und in Kiel, Schleswig-Holstein. Hier sitze ich dann gemütlich mit ein paar Freunden zusammen, dort zieht Henry das ganz große Programm auf. Und um 23:00 Uhr Holstein-Zeit soll es via Skype eine Live-Schalte nach Tennessee geben, in der ich dann ein paar Dankes- und Grußworte sage. Keine Ahnung, was da laufen wird. Für mich ist das alles eh irgendwie total unwirklich. Wie eigentlich die ganze Tour und all das Erlebte auch immer noch.

rockin and rollin: Was sind deine Zukunftspläne, welche Projekte erwarten uns von Tom Toxic nach den »Tennessee Tapes«?

Tom Toxic: Hmm… - ja, also natürlich werde ich weiter mit den Holstein Rockets auftreten, aber auch mit dem Tollhaus Trio. Ich hoffe, dass sich auch ein paar Auftritte mit dem Tennessee Tapes Team ergeben werden. Ansonsten hoffe ich bald ein Label zu finden, das das Tennessee Tapes Album veröffentlicht. Ich hoffe, dass bald ein neues Holstein Rockets Album auf den Markt kommen wird, aber auch irgendwann noch mal ein neues Tollhaus Trio Album entsteht. Darüber hinaus habe ich noch zwei, drei Ideen für verschiedene Solo-Alben. Und dann habe ich vor, über die Reise und all die Erlebnisse davor, dabei und danach ein Buch zu schreiben. Mal sehen, ob ich das gebacken kriege. Ihr dürft also gespannt sein. Ich bin es auch. 