auf ein Bier mit Fatz Murdock

Fatz Murdock sind drei Rock’n’Roller aus Süddeutschland, die nicht erst seit gestern Musik machen und nochmal durchstarten. Fatz Murdock steht für ″Rockabilly Passion!″ Rockabilly ist ihre Leidenschaft. Sie versuchen dem Mainstream, so gut es geht fernzubleiben, und fokussieren sich lieber auf die musikalischen Leckerbissen, die man nicht zu jeder Mahlzeit vorgesetzt bekommt. Mit ihrem Stil und musikalischen Vielfalt begeistern sie ihr Publikum und ich habe ihnen ein paar Fragen zu ihnen als Musiker, ihrer Musik und ihrem Album „First Shot“ gestellt.

Fatz Murdock

Rusty Robby – Double Bass, Vocals
Anthony Swede – Guitar
Hazy Fatz Murdock – Drums

weitere Infos:

Homepage: Fatz Murdock
Facebook: Fatz Murdock

Interview:

von Chris Weidler

Rockin‘ and Rollin‘: Stellt euch doch einmal vor und wer steht hinter der Band „Fatz Murdock“?

Fatz Murdock: Bevor wir hier etwas sagen, möchten wir uns erst einmal für die Möglichkeit bedanken, hier überhaupt etwas sagen zu dürfen.
Nun zu uns: „…it is never too late to put on your blue suede shoes, pick up your guitar and follow the road of rockabilly music. All you need is a drum kit, a guitar, and an upright bass“.
Wir sind eine Bella und zwei Billies, die nicht erst seit gestern Musik machen und kommen aus dem Herzen von Bayern. (Der geografische Mittelpunkt von Bayern ist nur 35 km nördlich von uns. 😉 Ingolstadt ist das nächste, größere und bekanntere Dorf in der Nähe. Manching ist bekannt durch den Raub des Keltenschatzes und eben durch „Fatz Murdock“. „Fatz Murdock“ ist ein Trio mit Schlagzeug (Hazy), Gitarre (Anthony) und Kontrabass (Robby). Hazy ist die treibende Kraft in der Band und gibt den Takt vor. Anthony ist ein Metaller aus Schweden, der sich in Bayern zum Rockabilly geoutet hat. Robby ist der Kapellmeister und zupft am Bass. Er ist auch die Stimme von „Fatz Murdock“.

Rockin‘ and Rollin‘: Wie seid ihr zur „Rock’n’Roll“ Musik gekommen und was ist eurer musikalischer Hintergrund?

Fatz Murdock: Hazy, die „Femme Fatale“ der Band, hat schon im zarten Alter von neun Jahren Schifferklavier spielen dürfen. Später dann, in ihrem Lebensnachmittag, brach dann die Liebe zum Rockabilly durch. Nach einem Boogie-Woogie Tanzkurs war es dann um sie geschehen und sie liebäugelte mit einem Kontrabass, aber die Vorsehung hatte andere Pläne mit Hazy und setzte sie ans Schlagzeug.
Wie bereits erwähnt ist „Mad Guitar Anthony“ ein gelernter Metaller, der auf einer Tournee in Bayern hängen geblieben ist und den Rockabilly für sich entdeckt hat. Wir haben uns alle auf einem gemeinsamen Konzert kennengelernt und 3 Jahre später dann „Fatz Murdock“ gegründet.
Alles gelogen, in Wirklichkeit ist Anthony in die Wüste gegangen und hat meditiert, bis ihm dann ein brennender Busch gesagt hat, er soll den Menschen den Rockabilly bringen und er tat wie ihm geheißen. Er versammelte zwei, die jünger waren, um sich und fing an zu musizieren.
Robby hat in jüngsten Jahren seine kostbare Freizeit mit dem Rock’n’Roll Tanzen verbracht. (…anstatt Fußball zu spielen.) 1989 war er dann auf seinem ersten „Stray Cats“ Konzert und tauschte spontan die Blockflöte gegen ein altes Schlagzeug. Mit der Singerei griff er dann zur „Lagerfeuergitarre“, um sich über Wasser zu halten, bis er dann dem Kontrabass verfiel, weil es weitaus mehr Gitarristen als Bassisten gibt.
Warum es dann Rockabilly war, der aus uns herauskam, weiß nur Gott alleine. Wir würden sagen, es ist die Schnittmenge von uns Dreien. Um es mathematisch auszudrücken: Der kleinste gemeinsame Nenner.

Rockin‘ and Rollin‘: Was fasziniert einem als Musiker an der „Rock’n’Roll“ Musik? Und wo sind da die Fallstricke zwischen Orginalsound und eigenem Stil?

Fatz Murdock: Boh die Frage hat es in sich! …ja genau, wir sind mit den Platten der Stars aufgewachsen und konnten gar nicht anders…. (Standardantwort in jedem Interview).
Eigentlich mögen wir den Begriff Rock’n’Roll nicht so sehr, weil er fast inflationär verwendet wird. Was mittlerweile alles gerockt und gerollt wird, passt unserer Meinung nach nicht mehr mit dem ursprünglichen Begriff zusammen. Wir bevorzugen Rockabilly, weil es dem, was wir machen, am nächsten kommt.
Dass wir mit den Platten unserer Stars groß geworden sind, können wir wirklich nicht behaupten. Robby hatte eine schwere Kindheit, weil seine Eltern eher Schlager der 70er Jahre im Schrank hatten.
Die Faszination für den Rockabilly hat möglicherweise eine Reihe von Gründen. Zunächst ist es eine Musik, die gute Laune versprüht. Auch wenn ein tragisches Ereignis vertont wird, klingt es positiv.
Nehmen wir „Runaway“ von „Del Shannon“: Ihm ist die Freundin abhandengekommen und es ist zwar traurig, aber er springt nicht von der Brücke. Oder „Runaround Sue“ von „Dion and the Belmonts“: Seine Perle macht es wie die Bienen, so von Blume zu Blume und er muss zugucken, aber die Musik bringt mich in keine Endzeitstimmung. You konw what i mean?
Die Bestätigung folgt prompt, wenn wir vor Publikum spielen. Erst fangen die Füße an zu wippen und dann rutscht der Hintern im Takt über die Bank, bis die ersten Aufstehen und Tanzen.
Rockabilly ist auch eine Flucht aus dem Alltag. Oder sollen wir sagen: Der Realität? Es ist Nostalgie, eine Zeitreise, ein Abenteuer. Rockabilly steht auch für Aufbruch und Rebellion gegen das Establishment. Damals wie heute.
Es gab immer Phasen, da war das, was aus dem Radio schallte mehr Lärm als Unterhaltung. Und jede dieser Phasen brachte uns näher an den Rockabilly.

Hazy hat es kurz und knapp auf den Punkt gebracht. Ihr gefällt der Rhythmus und der Groove und bei Rock’n’Roll bzw. Rockabilly kommt alles zusammen und der Punk geht ab. Das ist, wenn du nicht aus kannst und einfach mitmusst, ob du willst oder nicht. Rockabilly Rules! (Ois G’sagt, wie wir in Bayern sagen)

Der Fallstrick zwischen alt und neu ist eher ein seidener Faden. Alles Alte kommt wieder und alles Neue wird alt. Wie in der Mode. Ende der 80er, Anfang der 90er wurde der Rockabilly neu, oder soll ich sagen „neo“, gemacht. Dann wurde die Originalität wieder hip und „Cherry Casino“ aus Berlin oder „Ray Black“ aus dem Black Forrest entdeckten die alten Aufnahmetechniken wieder für sich und richteten ihre Studios danach aus.
Auch der Mainstream entdeckt in gewissen Abständen den Rock’n’Roll wieder für sich, weil sich auch ein Markt dahinter verbirgt. Da fällt mir spontan „Dick Brave“, „Boss Hoss“ oder die „Baseballs“ ein.

Rockin‘ and Rollin‘: Euer Sound sehr vielseitig ist, ob Jive, Rock’n’Roll, Rockabilly und vielen andere Spielarten, ihr scheint euch überall zuhause zu fühlen. Eure Lieder locken, um auf die Tanzfläche zu gehen, und mit der Partnerin ein Tanz auf dem Parkett zu legen. Eure Vielseitigkeit ist eure ganz große Stärke und man hört eure Leidenschaft und Liebe zur Musik in den Songs. Es macht einfach Spaß. Viele Bands bleiben bei einer Spielart des Rock’n’Roll, ihr aber nicht. Wie habt ihr euren vielseitigen Musikstil für euch gefunden? Verschiedene Einflüsse? Eigene Vorlieben der unterschiedlichen Bandmitglieder? Oder rein der Spaß, in allen Bereichen euch ein wenig musikalisch auszuleben?

Fatz Murdock: Über unseren Stil haben wir uns nie wirklich Gedanken gemacht. Auch bei der Songauswahl machen wir uns keine Gedanken, wo der Song herkommt. Es muss grooven. Wenn es grooved, geht es leicht von der Hand und wird ins Programm aufgenommen.
Die verschiedenen Einflüsse kommen vielleicht daher, dass wir schon ein paar Lenze auf dem Buckel haben und nicht alles nur schwarz – weiß sehen. Anthony war in seinem ersten Leben ein Metaller, der mit Plattenvertrag nach Deutschland kam. Und Robby hat mit Gitarre und und Kontrabass von „Johnny Cash“ bis „Bon Jovi“ auf Hochzeiten, Geburtstagsfeiern und Firmenfesten gespielt. Das was uns drei dann vereint ist eben der Rockabilly. Rock’n’Roll ist ja auch eine Verbindung von mehreren Musikstilen. Country, Hillbilly, R’n’B, eine Verbindung von schwarz und weiß im wahrsten Sinn des Wortes. Innerhalb dieses Spielraums leben wir uns dann aus. Entscheidend ist natürlich auch, was dem Publikum gefällt. Was nützt uns unsere Musik, wenn sie keinem gefällt. Wichtig ist uns, dass es Stücke sind, die noch nicht verbrannt sind. Es gibt sehr gute Klassiker, die diese Musik bekannt gemacht haben, aber noch eine Interpretation dieser Originale braucht kein Mensch.

Rockin‘ and Rollin‘: Auf eurer CD habt ihr als ersten Song „Fatz Murdock is in Town“, einen super Song, der selbst den größten Tanzmuffel die Füße wippen lässt, und man möchte einfach nur boppen. Gerne noch mehr Lieder wie dieses! Dieser Song ist aber völlig anders als die restlichen Lieder auf der CD. Wieso dieser Kontrast?

Fatz Murdock: Schön, dass er Dir gefällt. Der Song ist anders, weil er nur einen Akkord hat (hihihi). Spaß beiseite, die Zusammenstellung der Songs ist meist eine Momentaufnahme. Ausschlaggebend war, dass wir die von uns erdachten Songs oder auch nur Texte, favorisierten. Somit war „Fatz Murdock is in Town“ gesetzt. Vielleicht hatten wir da gerade unsere Jive Phase, so dass es Songs wie „Seven Nation Army“, „Valerie“ oder „One Hand Loose“ nicht auf die Platte geschafft haben.

Rockin‘ and Rollin‘: Man spürt bei euch eure Liebe zu den „Keytones“ und anderen Bands in dem Stil. Findet man nicht so oft. Eure musikalischen Vorbilder? Und welche habt ihr noch?

Robby: Ja, die „Keytones“ sind eine meiner Favoriten. Ich war in den 90ern mal in Munderkingen auf einem Konzert. War echt bombe, nur ich war einen Tag zu früh da und bin am nächsten Tag nochmal hingefahren. (Einfach ca. 200 km) Bei den „Keytones“ gefällt mir, dass sie sehr viel Melodie haben und zu dritt mehr Sound haben als andere zu fünft. „Cherry Casino“ aus Berlin hat uns auch beeinflusst. Die alte Technik und die Scheiben klingen, wie original aus den 50ern. Das hat uns imponiert.
Von Vorbildern möchte ich hier aber nicht sprechen, wir sind keine Teenies mehr, die sich die Poster an die Wand hängen. Nur weil etwas gut ist, muss es keine Vorbildfunktion innehaben. Es ist der Respekt für das Geleistete, den wir zollen. „Ray Collins Hot Club“ macht auch einen verdammt guten Job. Aber auch jede andere Band, hat etwas, das es lohnt, sie anzuhören oder sich auch inspirieren zu lassen.

Rockin‘ and Rollin‘: Wie oder wonach trefft ihr eure Songauswahl für euch, die ihr dann mit eurer eigenen Interpretation zu euer eigen macht?

Fatz Murdock: Das ist die einfachste Sache der Welt: Musik nimmt einen wichtigen Teil unser aller Leben ein und somit konsumieren wir auch. Wenn einem etwas gefällt, wird es probiert und wenn es klappt, machen wir das. Wenn es nicht allen gefällt, klappt es meistens auch nicht und dann fällt es sowieso unter den Tisch.

Rockin‘ and Rollin‘: Euer Album „First Shot“ swingt, macht Spaß und bringt einfach nur gute Laune. Gibt es schon Pläne zu einem weiteren Album? Und wenn ja, könnt ihr schon etwas darüber verraten?

Fatz Murdock: Ich kann natürlich darüber sprechen, aber ich müsste Dich anschließend töten… Nein ist nur Spaß… Du wirst lachen, aber wir arbeiten gerade an einer neuen EP. Termin im Studio ist Ende März (2023) und wir versuchen uns an Stücken aus eigener Feder.

Rockin‘ and Rollin‘: Wie agiert ihr mit eurem Publikum, geht die Party nach dem Auftritt zusammen mit eurem Publikum weiter?

Fatz Murdock: Das kommt auf die Veranstaltung an, aber in der Regel ist im Anschluss schon Party angesagt. Während unsere zahlreichen Roadies die Bühne abbauen, mischen wir uns unters Publikum, geben Autogramme und verkaufen T-Shirts und CD’s… War auch Spaß, wir haben keine Roadies. Aber die Rückkopplung mit dem Publikum und ein Feierabendbier ist uns schon wichtig. Es wird auch gerne noch getanzt, wenn die Musik noch läuft.

Rockin‘ and Rollin‘: Wo kann man euch zukünftig auf der Bühne sehen?

Fatz Murdock: Zurzeit treiben wir unser Unwesen noch irgendwo zwischen München und Nürnberg. Auf unserer Homepage veröffentlichen wir aktuelle Termine und hoffen natürlich, dass Euch dieses Interview neugierig gemacht hat und wir auch mal in den Norden kommen dürfen.

Rockin‘ and Rollin‘: Was sind eure Pläne für die Zukunft?

Fatz Murdock: An die Zukunft denken wir gar nicht so viel. Wir genießen die gemeinsame Zeit und nehmen es, wie es kommt. Wir gehen auf Konzerte, lassen uns inspirieren und haben unseren Spaß, oder wir spielen unsere Musik und haben auch Spaß. Was will man mehr?
Natürlich träumen wir von den großen Bühnen dieser Erde und von nicht endenden Ruhm, mehreren goldene Schallplatten und einem Leben als Rockstar in Saus und Braus.

Rockin‘ and Rollin‘: Ich danke euch für das Interview!