auf ein Bier mit Lou Cifer And The Hellions
Lou Cifer And The Hellions entstand 1995, als sich Mitglieder verschiedener deutscher Rockabillybands (namentlich Lou Cifer, Bill Zebop und Dave Hill von Mess Of Booze und Hal Hellion von den Ton-Up Rockers) zusammenfanden, um ihre eigenen Vorstellungen von Rock ‚n‘ Roll zu verwirklichen, und so eine neue Studioband gründeten. Ende 1995 erschien dann „ArresTed“, ihre 4-Track 7“ EP auf Fifty-Seven Records mit ausschließlich selbst geschriebenen Songs. Die EP wurde ein so großer Erfolg, mit dem niemand in der Band gerechnet hatte, und war bald ausverkauft.
1997 beschlossen sie aufgrund der großen Nachfrage, auch live zu spielen. Nach den ersten Auftritten in Finnland, Schweden, Norwegen und Deutschland begann die Sache zu laufen. Mittlerweile schauen die Jungs auf 28 Jahre Bandgeschichte zurück und haben einiges zu erzählen.
Lou Cifer And The Hellions
Lou Cifer – Gesang
Hal Hellion – Gitarre
Bill Zebop – Bass
Dave Hill – Schlagzeug
weitere Infos:
Facebook: Lou Cifer And The Hellions
YouTube: Lou Cifer And The Hellions
Diskografie
Alben:
- 1999: Welcome to Rockville
- 2004: The Rockville Incidents
- 2005: Rockville Razor Rhapsody
- 2008: Rockville Nocturne
- 2012: Rock! Bop! Rockville
- 2017: CollecTED!
- 2019: Rockville Revelation
- 2021: Hell In The Barn – Live
Singles und EPs
- 1995: Arrested!
- 1997: Convicted!
- 1997: Devil’s Awakening
- 2005: Tedtoed!
- 2005: Proper Daddy
- 2014: Now You Do
Interview:
von Chris Weidler
Rockin‘ and Rollin‘: Moin Jungs, danke erst einmal, dass ihr euch Zeit für das kleine Gespräch genommen habt. Mittlerweile seid ihr schon seit 28 Jahren als „Lou Cifer And The Hellions“ aktiv, habt acht Alben und diverse Singles und EPs veröffentlicht und zählt als absoluter Garant für knackige heiße »Teddyboy Musik«. Des Weiteren habt ihr euch, weit über die deutschen Grenzen hinweg, eine große Fangemeinde erspielt. Dennoch bitte stellt euch einmal kurz vor!
Maggi: Ja, ich bin Maggi und sing, aber in dieser Band bin ich der Lou Cifer.
Maik: Ich heiße Maik, spiel Schlagzeug, nenn mich Dave Hill und ich manage die Band auch.
Hakim: Mein Name ist Hal Hellion, aber mein echter Name ist Hakim. Ich bin der Gitarrist.
Mikel: Ich spiele den Bass, bin der Mikel und mein Pseudonym ist Bill Zebop.
Rockin‘ and Rollin‘: Ihr seid 1995 aus einem Studioprojekt entstanden, wie kam es dazu?
Maggi: Also Hakim und ich hatten uns auf der Uni Essen getroffen und seitdem war es mit dem vernünftigen Studium eigentlich erst mal vorbei. Wir hingen dann viel in Cafés rum und hatten jede Menge Zeit für ein Projekt. Maik, Mikel und ich waren zu der Zeit noch bei „Mess of Booze“. Hakim spielte bei den „Ton Up Rockers“. Im Kopf hatten wir zuerst eine Vinyl-EP mit zwei deutschen und zwei englischen Titeln. Ich weiß noch, da war ein Titel „Saufen ohne Geld“ zu der Melodie von „Thunder Road Rock“ und eine rockige Version von „Little Ole Wine Drinker Me“. Es ging also irgendwie ums Trinken. Ach, und dann war da, glaube ich, noch ein Song „Zug nach Nirgendwo“. Dann kamen zu der Zeit irgendwie die „Rockin‘ Devils“ auf unseren Horizont. Und von da an war klar, dass wir was in der Art machen wollten. Die pfiffigen selbstgeschriebenen Texte von Mick Nash, sein Humor und dass er in seinen Lyrics auch manchmal sich selbst auf den Arm nahm – das war bei uns zu der Zeit schwer angesagt. Wir überlegten so wegen eines Bandnamens in Anlehnung an „Mick Nash and the Rockin‘ Devils“ oder „Count Dracula and the Vampires“, wie „Crazy Cavan and the Rhythm Rockers“ früher mal hießen. Erst war es „Lou Cifer and the Shakin‘ Sheitans“, dann blieb „Lou Cifer and the Hellions“ davon übrig. Wir machten dann die ersten vier Songs und fanden die ganz gut. Jetzt ist es aber so, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt. Als deutsche Band schien es uns immer ein bisschen schwieriger in Deutschland, als wenn man jetzt aus England käme. Man muss bedenken, ganz so viele internationale Festivals oder Rock’n’Roll Treffen wie heute gab es damals noch nicht. Deswegen haben wir uns dann Pseudonyme gegeben. Und ohne jetzt jemals zu behaupten, dass wir aus Großbritannien wären, haben wir die Promos unserer ersten EP „ArresTED“ an alle möglichen DJays und Label kommentarlos aus England verschickt. Die haben wir da einfach in „Clacton on Sea“ eingeworfen als wir ein Konzert in Walton on the Naze besucht haben. Da meinten tatsächlich die meisten, oh, was eine nette Combo aus England. Die Scheibe verkaufte sich dann auch ganz gut.
Dann spielten „Ellis and the Angry Teens“ aus Finnland in Totos Rock’n’Roll Schuppen. Da war Mac Hovilainen zu der Zeit Roadie. Den kannten wir schon von früher aus England. Er meinte, oh „Lou Cifer and the Hellions“ – die sind gut. Er ist dann aus allen Wolken gefallen, als wir sagten, dass wir das sind. Just hat er uns dann für zwei Auftritte in Finnland gebucht. Das ist natürlich ganz geil, wenn du deinen ersten Gig in Finnland machen kannst. Da kamen wir auch echt super an. Ja, und von da an dachten wir, lass uns ruhig auch weiter live auftreten.
Rockin‘ and Rollin‘: Die ersten Proben, der aller erste Auftritt als „Lou Cifer And The Hellions“? Wie war es und wie war euer Feeling dabei?
Maggi: Bei den ersten Proben war alles noch ganz unbelastet. Wir wollten nur die Musik machen, wonach uns der Sinn stand, die wir uns selber auch kaufen würden. Die wollten wir gerne auch auf Tonträger sehen. Damals hat mein Vater mir Geld geliehen und wir haben die Sachen dann selber pressen lassen.
Der erste Auftritt mit „Lou Cifer and the Hellions“ war ja jetzt nicht unser erster Auftritt als Band überhaupt. Aber es war schon trotzdem etwas Besonderes. Das war in Finnland, wie schon erzählt, und wir hatten ja nur die vier Songs von der ersten EP, als wir gebucht wurden. Und unser Motto war: Mit dieser Band nur selbstgeschriebene Songs, keine Coverstücke. Also mussten wir ein Programm hastig aus dem Boden stampfen und fleißig proben. Da haben wir dann extra für Finnland noch eine Tour-Single und die zweite EP „ConvicTED“ aufgenommen. Inzwischen hatte sich das Line-Up geändert und jetzt war Stefan Pfeifer am Schlagzeug. Wir hatten noch mehr Songs, die wir dann später auf dem ersten Album veröffentlichen würden. Manches hörte sich an wie schon mal irgendwo gehört, aber was soll’s, man kann den Rock’n’Roll nicht neu erfinden. In Finnland war die Begeisterung jedenfalls irre. Wir waren vorher noch nie da gewesen und fanden die Szene da super. Da waren echt viele Teddy Boys unterwegs. Mit uns traten „Ellis and the Angry Teens“ auf und das lange Wochenende mit den Jungs war eine übel gute Party. In Helsinki war die ganze Zeit einer im Teufelskostüm und wie sich dann herausstellte, war das unser Kumpel Holgi, der extra aus Deutschland angereist war.
Mikel: Bereits damals merkte man, dass es etwas anderes wird als „Mess of Booze“, dass da etwas Besonderes entsteht … und wir waren gespannt, wohin die Reise geht.
Hakim: Die Proben haben bereits riesigen Spaß gemacht und es war sofort sehr klar, dass wir alle sehr Ähnliches im Ohr haben. Es musste nichts groß ausdiskutiert werden und soundmäßig lag alles auf einer gleichen Wellenlänge. Maggi hat es mit Blick auf den ersten Auftritt, schon sehr gut beschrieben. Das war einfach etwas ganz Besonderes. Finnland war und ist auch heute noch besonders.
Maik: Das stimmt, die ersten Proben hatten viel Spaß gemacht. Wir waren immer in unterschiedlichen Proberäumen. Die Chemie zu Hakim stimmte sofort. Maggi, Mikel und ich waren ja schon gut eingespielt.
Rockin‘ and Rollin‘: Und wenn ihr heute auf die Bühne geht, hat sich da gefühlsmäßig etwas gegenüber früher geändert?
Mikel: Heute sind wir einfach routinierter. Man merkt, dass wir gut aufeinander eingespielt sind. Und trotzdem haben wir noch Spaß zusammen. Das finde ich sehr wichtig.
Maggi: Ich hab nicht mehr ganz so viel Lampenfieber. Früher, bei „Mess of Booze“ ging es eigentlich nicht ohne einen gewissen Alkoholpegel. Heute trink ich schon auch noch ein bisschen vor dem Auftritt, aber nicht viel. Deswegen bin ich dann manchmal ein bisschen schüchtern. Und die Leute haben halt bestimmte Erwartungen und meinen, was’n mit dem los, der macht ja gar keine Party. Aber darauf muss ich bis nach dem Gig warten. Wenn ich vorher zu viel trinke, wird der Auftritt meist scheiße. Das ist nicht in Ordnung, wenn die Gäste Eintritt bezahlt haben. Was hat sich noch geändert? Na, wir sind schon routinierter jetzt. Die ganze Band ist eine Einheit und jeder kann sich blind auf den anderen verlassen. Wenn ich an die ersten Auftritte nach Finnland denke, da ging immer irgendwas schief. Ging quasi mit dem Teufel zu. Wir hatten dann auch alle möglichen Gimmicks gekauft und Totti Mellis reiste mit uns und war ein extra Bestandteil der Show und sozusagen fünftes Bandmitglied. Er trat dann in verschiedenen Verkleidungen auf, als Bobby, als Prince Charles, als Mönch und so weiter. Wir hatten uns aber vorgenommen, egal was schiefgeht, ob man sich über verspielt oder ein Instrument kaputtgeht, immer lachen und Scherze machen. Wenn die Stimmung bei der Band schlecht wird, überträgt sich das sonst rasch auf das Publikum. Boah, wir hatten auch scheiß Auftritte, aber Gott sei Dank sind wir nie ausgebuht worden.
Maik: Die Stimmung ist viel intensiver. Man fühlt die Stimmung während des Auftritts. Zu unseren Gigs kommen auch nur Leute, die Bock auf Livemusik haben. Das merkt man. Alle haben Spaß und machen mit.
Hakim: Ganz ehrlich, ich hatte schon immer ziemliches Lampenfieber auf der Bühne und irgendwie hat sich das bis heute noch immer nicht sehr viel geändert.
Rockin‘ and Rollin‘: Seit 28 Jahren als Band in der Szene, wie hat sich die Szene entwickelt, wie habt ihr euch entwickelt?
Maik: Wir sind als Band zu einer Einheit verschmolzen. Jeder kann sich auf den Anderen verlassen. Egal in welcher Situation. Das ist wie Familie.
Maggi: Die Band hat sich im Grunde über die Jahre gar nicht so wesentlich verändert, meine ich. Es gab mal ein paar Wechsel im Line-Up. Stefan Pfeifer und Björn Lenz haben bei uns gespielt. Beides super Typen, war auch eine schöne Zeit. Seit langem sind wir aber wieder bei der Urbesetzung. Mit der jetzigen Besetzung sind wir inzwischen halt total aufeinander eingestellt und kennen gegenseitig unsere Stärken und Schwächen. Musikalisch haben wir uns meines Erachtens auch nicht so sehr verändert. Wir sind ein wenig vielfältiger geworden, aber der Grundsound ist geblieben. Man hört bei einem Song immer sofort, dass das „Lou Cifer and the Hellions“ sind. Wir spielen ja schon in einer Nische einer Nischenmusik, wem das jetzt zu viel ist, da kann ich auch nichts machen. Unsere Aufnahmen sind besser produziert als früher, vielleicht sogar ein bisschen überproduziert. Aber dann drückt es wenigstens, hat Eier.
Zur Szene könnte ich so viel sagen, dass es ein Buch füllen würde. Vielleicht spontan ein bisschen. Zum Ersten: Man kloppt sich heute nicht mehr so viel untereinander wie früher. So erlebe ich es zumindest. Das ist jetzt irgendwie relaxter. Da musst Du nicht immer die Alarm-Sensoren eingeschaltet lassen, wenn Du auf einem Event bist. Zum Zweiten hat die Szene, glaube ich, mehr modische Möglichkeiten für sich entdeckt. In den Achtzigern war es in Deutschland gar nicht so einfach, stylische Klamotten zu bekommen. Da konnten wir noch nicht ins Internet. Mit Jeans, T-Shirt, Lederjacke oder Stiefeln warst Du eigentlich hinreichend ausgestattet, oder mit Creepern und Drape natürlich. Heute gibt es ja ein irres Angebot an Kleidung, ob jetzt original vintage oder sehr gut authentisch nachgemacht. Etwas Negatives sehe ich darin, dass Du selbst beim Normalverbraucher Versandhandel sogenannte „Rockabilly Mode“ bekommst. Dann laufen irgendwelche Idioten damit rum und die haben gar nichts mit Rockabilly oder Rock’n’Roll am Hut. Die sind noch nicht mal Plastik, die sind gar nichts. Das ist eigentlich unerwünschte kulturelle Aneignung. Jetzt schweife ich aber ab. Also für die Szene ist das doch schön, wenn man viel Auswahl hat. Dann wiederum scheint mir heutzutage aber auch manchmal in der Szene der Schwerpunkt stärker auf der Mode als auf der Musik zu liegen. Offenbar geht es sehr darum gesehen zu werden. Für mich ist die Musik das wichtigste, das notwendige und nicht entbehrliche. Naja, und zum Dritten, weil die Leute heute so vernetzt sind, kriegst Du fantastische Musik, zu der es früher keinen Zugang gab. Zwar denke ich manchmal, die haben es ja heute einfach. Laden sich einfach alles runter, was für mich früher selten, teuer und schwer zu kriegen war. Aber ich profitiere ja auch davon. Ich lade bisher nicht runter sondern kaufe Vinyl oder CD. Doch in dem Bereich tauchen ja noch unglaubliche Sachen auf, Original-Scheiben und Bänder und entsprechend tolle Wiederveröffentlichungen. Also ich bin froh, dass ich das erleben darf, dass ich diese Musik noch hören darf. Und das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange, hoffe ich.
Mikel: Die Szene – genauso wie wir – ist älter geworden. Aber die Musik bleibt und hält uns gewissermaßen jung.
Hakim: Was ich wahrnehme, ist, dass sich bei vielen die Prioritäten verändert haben. Ich kann mich noch sehr genau an meine ersten Vinyleinkäufe erinnern. Ich habe die Scheiben tagelang rauf und runter abgespielt, mir die Linernotes durchgelesen und habe mich mit den Interpreten ausgiebig beschäftigt. Im Zuge von schnellen Downloads im Internet wird Musik mehr und mehr zur Ware und viele wissen mittlerweile überhaupt nicht mehr, was sie da hören. Festplatten mit tausenden von Songs, teilweise sogar ohne Titelangaben.
Rockin‘ and Rollin‘: Vier Köpfe und vier Geschichten. Wie seid ihr persönlich zum Rock’n’Roll gekommen?
Hakim: Ein guter Schulfreund überreichte mir in der 9. Klasse eine Kassette mit Songs, die er von den Singles seiner Eltern aufgenommen hatte. Als ich dann später daheim, meinen Kassettenrekorder damit fütterte, bekam ich das Gefühl eine ganz neue Galaxie zu betreten. Elvis hat mich umgehauen und ich konnte es kaum glauben, was ich da hörte.
Maik: Ich war schon immer musikbegeistert. Die ersten Platten habe ich mir von meinem Bruder ausgeliehen. Mit 12 habe ich die ersten R´n`R Nummern gehört. Dann mit 14 das erste Konzert und ab dann …….
Maggi: 1984 hat mich ein Mädchen aus meiner Schulklasse mit in den Schlosskeller geschleppt. Das war der Laden in Oberhausen, wo die Teds, Rockabillies und Jiver waren oder wie auch immer sich jeder nennen wollte. Von da gab es für mich kein Zurück mehr, der Rubikon war überschritten. Diese geile Musik, die man damals im Radio nicht viel hören konnte, der Style, die coolen Typen und Mädels… Das war schon eine rechte Boxbude, der Schlosskelller. Gleich an dem ersten Tag wo ich da war, gab’s ne Hauerei.
Mikel: Das erste „Stray Cats“ Album war für mich ausschlaggebend. Wir haben uns mit ein paar Jungs in Dinslaken zu einer kleinen Clique formiert. Mein Freund Joze und ich sind dann als Einzige übriggeblieben. Das war 82/83. 1984 sind wir auch im Schlosskeller gelandet. Von da an gab’s kein Zurück mehr.
Maggi: Im Schlosskeller war früher jeder von uns. Da sind wir auch alle zum ersten Mal aufeinandergetroffen.
Rockin‘ and Rollin‘: Wie entstehen eure Lieder? Hat einer die Idee, stellt sie den anderen vor und gemeinsam erarbeitet ihr einen Song oder gibt es bei euch eine feste Aufgabenteilung?
Maggi: Oft schreibe ich die Songtexte und habe ich schon eine Grundmelodie im Kopf. Oder ich komm in den Proberaum und sag, der Song soll so klingen wie der und der Song von dem und dem. Meistens entwickelt sich dann aber das Stück noch, wenn wir es ausarbeiten. Wir probieren dann rum und dann jeder trägt mit seinen Ideen und mit seinem Instrument dazu bei, dass es das wird, was am Ende dabei rauskommt. Mikel hat das Arrangieren ganz gut drauf. Wenn Mikel zum Beispiel mit einem Song ankommt, weiß er schon viel genauer als ich, wie sich das Endergebnis anhören soll.
Maik: Jau, wenn Maggi einen neuen Text hat, darf Mikel das immer entschlüsseln. So kommen wir nach und nach zueinander. Wir spielen den Song 10 bis 15 mal und verbessern Ihn Stück für Stück, bis er fertig ist.
Rockin‘ and Rollin‘: Man spürt bei eurer Musik die Power, Spaß und Begeisterung, die ihr als Musiker habt. Was bedeutet die Musik für euch selber?
Maik: Power, Spaß und Begeisterung kommen aus unserem Zusammenhalt und dem Glauben an unsere Sache. Wir stehen hinter dem, was wir machen und haben gemeinsam eine super Zeit. Im Proberaum bleiben die Instrumente auch mal in der Ecke stehen und wir Quatschen einfach zusammen.
Mikel: Musik ist für mich dauernd präsent, ist einfach alles. Rock’n’Roll ist der Rhythmus meines Herzschlags, er läuft wie Blut durch meinen Körper. Hört sich komisch an, aber so fühle ich es.
Maggi: Man kann nicht ohne, oder? Oder man kann nicht mehr ohne, wenn man einmal damit ein bestimmtes Stück des Weges gegangen ist. Diese Musik, also Rock’n’Roll und Rockabilly, wie wir und Du sie verstehen, ist so eng mit unserer Biographie und unserer Lebenseinstellung verknüpft. Unser Leben und die Musik bedingen sich gegenseitig. Es fällt mir schwer, mir ein erfülltes Leben ohne Rock’Roll vorzustellen. Oder als verändertes Loriot-Zitat: Ein Leben ohne Rock’n’Roll ist möglich, aber sinnlos.
Hakim: Musik war bereits schon in meinen Kindheitstagen eine ganz zentrale Sache. Letztendlich hatte ich auch schon immer eine Vorliebe für Musik, jenseits vom Mainstream. Die Faszination für Rockabilly und auch alten Blues hat in all den Jahren nicht ansatzweise nachgelassen. Letztendlich tauche ich noch immer tiefer und tiefer ein.
Rockin‘ and Rollin‘: Euer letztes Studioalbum „Rockville Revelation“ ist der absolute Hammer. Songs wie „Dance With The Devik“ oder „Down, Out And Restless“ lassen einem nicht ruhig in der Ecke stehen, sondern ziehen einen auf die Tanzfläche, ebenso überzeugen die etwas ruhigeren Songs wie „No Sallvation“ oder „„Three Times“. Musikalisch ein mehr als gelungenes und abwechslungsreiches Album, welches perfekt eure musikalische Vielfalt zeigt. Gibt es schon die Planung für ein neues Album und wenn ja könnt ihr darüber schon etwas verraten?
Maggi: Erst mal danke für das Lob. Ja, wir proben schon für ein neues Album. Wenn ich mir so anschaue, was wir bis jetzt haben, könnte es textlich das persönlichste Konzept werden. Mal gucken, wir wollen die alten Pfade nicht verlassen, aber das Album soll sich auch nicht exakt so anhören wie das davor. Dann wird es wahrscheinlich langweilig. Am besten, wir machen es uns selber recht, wie wir es bisher immer gemacht haben. Wenn es anderen dann auch gefällt – umso besser.
Maik: Nach der Platte heißt auch vor der nächsten Platte. Die Musik, die wir privat hören, inspiriert uns natürlich und so entwickelt man sich immer weiter.
Rockin‘ and Rollin‘: Was bedeutet „Rock’n’Roll“ für euch persönlich?
Hakim: Rock`n Roll ist für mich, das Ausbrechen vom Spießermuff.
Maik: Gute Musik, Freunde und Spaß ohne das langweilige 0815 drum herum.
Maggi: Das kommt darauf an, wie weit man den Begriff fasst und ob man über die Musik oder die Lebenseinstellung sprechen will. Musikalisch verbildliche ich mir das immer wie so konzentrische Kreise mit Schnittmengen. Ich versuch’s mal: in der Mitte, ganz eng gefasst, sind Rock’n’Roll und Rockabilly im klassischen Sinne und 50er Jahre Aufnahmen. Dann kommen im nächstgrößeren Kreis alter Country, Hillbilly, Doo-Wop, Surf usw. dazu. Daraufhin vielleicht modernerer Country, Revival- Rockabilly, Neobilly, Psychobilly etc. bis es immer mehr verschwimmt.
Wenn man von der Lebenseinstellung spricht, bedeutet das im engeren Sinne, meine Freunde sind Rock’n’Roller, ich zieh mich dementsprechend an, ich geh auf die Gigs der Szene, ich höre die gerade benannten Musik-Genres und kauf mir die entsprechenden Tonträger. Ich mach das nicht nur mal ein paar Jahre, ich mach das mein ganzes Leben. Im weiteren Sinne bedeutet es für mich, Regeln zu brechen.
Rockin‘ and Rollin‘: Die Coronazeit, in der absolut nichts mehr ging, war für viele ziemlich hart gewesen. Wie habt ihr es rückblickend als Band empfunden und welche Auswirkungen hatte die Zeit für euch als Band?
Maik: Es war schon komisch. Keine Termine, keine Proben, keine Gigs. Auf einmal hat man ein anderes Leben gehabt. Es war ok – aber eine Zeit ohne Corona finde ich besser.
Maggi: Es war aber auch eine entschleunigte Zeit, das fand ich persönlich gar nicht so schlecht. Allerdings hatte ich dreimal Corona und die Nachwirkungen zogen sich echt lange hin. Das hat mich ziemlich mitgenommen.
Mikel: Für mich war die Coronazeit schlimm. Ich fühlte mich wie gelähmt oder eingefroren und hatte noch nicht mal Lust, zuhause zu üben. Man fragte sich „Wofür?“, weil eben nichts mehr ging. Ich bin froh, dass das vorbei ist.
Rockin‘ and Rollin‘: Jetzt wo man fast sagen kann, die Zeit nach Corona. Hat sich gegen die Zeit vor Corona etwas verändert, oder läuft alles wieder normal?
Maggi: Mittlerweile läuft es mit Konzerten ja wieder an. Wir haben den Eindruck und ein paar Veranstalter sagen, dass auch, dass es jetzt unberechenbarer ist, ob man den Laden vollkriegt. Die Leute haben wegen der Inflation auch weniger Geld und können nicht auf alle Events gehen.
Maik: Viele Leute haben sich daran gewöhnt, zu Hause zu bleiben und nichts mehr zu machen. Die bekommen den Arsch nicht mehr hoch. Das macht es schwieriger für die Szene. Schwierig.
Rockin‘ and Rollin‘: Was habt ihr für die Zukunft geplant, bzw. sind eure musikalischen Ziele für 2023?
Maik: Die Party geht weiter. Wir haben gute Ideen und werden bestimmt noch einiges auf die Beine stellen.
Maggi: Wir haben ja bis Herbst gewissermaßen frei, weil wir wegen einer Pause keine Live-Gigs spielen wollten. Inzwischen arbeiten wir im Proberaum an neuem Material und wollen die Live-Show ein bisschen auffrischen. Es soll eine 7“ mit Weihnachtsliedern rauskommen. Eigentlich ist schon alles fertig, hoffentlich klappt das bis Herbst. Mit einem neuen Album könnte es dann 2024 oder 2025 klappen.
Mikel: Es erstaunt mich immer wieder, wie kreativ wir zusammen sind. Da kommt noch einiges.
Rockin‘ and Rollin‘: Ok, die letzten Worte an eure Fans gehören euch!
Maggi: Danke für 28 Jahre Party und dass Ihr uns die Treue gehalten habt. Ohne Euch wären wir nichts und würden nur für die Wand spielen. Bleibt wie ihr seid, auch in interessanten Zeiten. Wir freuen uns auf das, was noch kommt.
Maik: Viele unserer Fans sind zu unseren Freunden geworden. Weil wir alle die gleiche Leidenschaft haben. Danke dafür.
Mikel: Glaubt weiter an Rock’n’Roll!
Rockin‘ and Rollin‘: Ich danke euch sehr für dieses Interview!
Maggi: Auch dir vielen Dank! Die Freude war ganz auf unserer Seite.