Olaf Eisler, Rockabilly der alten Riege, Präsi der Teddyboys 1983.
Der Pott ist für mich in erster Linie Geburtsort und Heimat mit der ich mich sehr verbunden fühle. Dazu noch Currywurst Pommes Mayo oder ne Jägerfrikadelle. Dann an der Bude vorglühen mit Bier und Jägermeister – und dann auf ne schöne Party. Sind zwar viele Klischees, ist aber für mich einfach ein Heimatgefühl.
Olaf Eisler
Olaf Eisler, Rockabilly der alten Riege, Präsi der Teddyboys 1983, Familienmensch und Ruhrpottler vom Herzen. Kaum einer der ihn nicht kennt, erst sein »bösen« Blick der einen entgegenstrahlt, um dann sogleich herzlich zusammen mit allen zu lachen. Ruhig, überlegt, sachlich und mit Herz am richtigen Fleck. Ein Mann, wo ein Wort noch ein Wort ist.
Interview:
rockin and rollin: Olaf, mal kurz wie bist du zum Rock’n’Roll gekommen und was bedeutet die Musik und die Szene für dich?
Olaf Eisler: Zum RnR gekommen bin ich mit knapp 15 Jahren durch einen Schulfreund, der schon bereits ein »Ted« war. Über ihn lernte ich noch 1-2 andere RnR in meinem Alter kennen und so kam eines zum anderen. Mit ca. 13 Jahren hörte ich aber auch schon Elvis, Bill Haley und Co. Wie wahrscheinlich jeder Anfänger damals Haha
Der Rock and Roll hat für mich seitdem immer die Hauptrolle in meinem Leben gespielt und wird für mich immer die Nummer 1 bleiben. Auch wenn ich dazu übergegangen bin andere Musik zu hören, die aber auch nicht neu ist und mehr in den 60ern und 70er Jahren liegt.
Die Szene gehört dazu und bedeutet manchmal viel und manchmal nichts für mich, weil sie manchmal einfach super ist und manchmal einfach scheiße. Ich geb da keine Wertung ab - dies es vielmehr meine persönliche Meinung.
rockin and rollin: Welcher Sound, welche Band begeistert dich persönlich besonders?
Olaf Eisler: Absolute Nummer 1 Teddyboy RnR, was ohne die entsprechenden Bands wie Crazy Cavan (Cavan ist Gott 😉 ), Matchbox, Wild Bob Burgos, Lou Cifer, Foggy Mountain Rockers, Snakebite usw usw. total undenkbar wäre.
rockin and rollin: Viele kennen dich als Präsi der Teddyboys 1983, seit wann bist du Präsi des Clubs und was macht die Teddyboys 1983 so besonders?
Olaf Eisler: Zum Präsi gewählt wurde ich 2008 durch die verbleibenden vier Mitglieder unseres Clubs, der damals fast aufgelöst wurde. Die Wahl hatte ich angenommen unter der Voraussetzung, dass ich freie Hand bekomme bei der Umsetzung meiner Ideen dazu. Scheint ja bisher funktioniert zu haben 😉
Was die Teddyboys 1983 besonders macht …. hmm? Wir sind ein relativ großer Club mit rund 40 Mitgliedern unter denen es große Freundschaft und Bruderschaft gibt. Wir helfen einander, wenn jemand von uns in Not ist. Egal ob es um finanzielle oder seelische Unterstützung geht: Das Wohl des Einzelnen ist für uns wichtig, denn kein guter Club ohne zufriedene Mitglieder.
rockin and rollin: Du hast den Club in den letzten Jahren maßgeblich aufgebaut und ihm Struktur, Ziel und Masse gegeben. Was bedeutet der Club für dich und was sind deine Ziele für den Club?
Olaf Eisler: Der Club gehört einfach zu meinem Leben und Alltag dazu, weil ich mich jeden Tag mit ihm beschäftige. Hätte ich für jede Stunde Arbeit dafür 10 Cent bekommen, hätte ich wahrscheinlich heute den geilsten Oldtimer aller Zeiten vor der Tür stehen 😀
Ziele für den Club waren und sind immer wichtig. Wir haben nach dem eigentlichen Aufbau ein bisschen Merchandise gemacht was wir noch ausbauen wollen. Dann kam unser Radio dazu und dann halfen wir einem unserer Brüder ein Tattoo-Studio zu eröffnen, welches Teile unseres Logos im Namen trägt.
Ideen für die Zukunft gibt es viele, wie z.Bsp. eine RnR Kneipe, ein weiteres Tattoo-Studio. Aber diese Ideen müssen erst weiter reifen und genau mit den Mitgliedern bekaspert werden. Kostet ja auch alles Geld und da muss man auf eine Nummer sicher gehen.
Mein Motto zu dem Thema Weiterentwicklung des Clubs ist: Stillstand ist Tod.
rockin and rollin: Du bist ja auch eng mit Holland und der dortigen Szene verbunden, wie kam es dazu und wie schätzt du die dortige Szene im Vergleich zu Deutschland ein?
Olaf Eisler: Oh Mann... das ist wirklich schwer zu erklären, ohne der deutschen Szene auf die Füße zu treten. Ich will es mal so ausdrücken: Bis auf ein paar wenige Ausnahmen nimmt sich die holländische RnR Szene nicht ganz so ernst und sie ist einfach lockerer drauf und hàt auch noch Spaß an kleinen Konzerten, wo ich meist eine bessere Stimmung erlebe als auf großen Events in Deutschland. Ich möchte natürlich den deutschen RnRern nicht den Spaß am RnR oder Parties absprechen, aber mein persönlicher Eindruck ist eben, dass die deutsche Szene zu groß, zu eingefahren und zu verkniffen ist. Mit der holländischen Szene verbindet mich eine sehr lange Kennenlernphase, die durch meinen ersten Besuch der RnR Street Terschelling 2005 erst richtig intensiv wurde. Als mir dann vor einigen Jahren die Rocking Rebels Eindhoven durch ein Ex-Mitglied vorgestellt wurden, war die Sache eigentlich perfekt. Vorteil ist natürlich auch, wenn man wie ich, ein großer Fan der Niederlande ist. Ich mag einfach die Menschen dort und ihre positive Lebenseinstellung.
rockin and rollin: Die Teddyboys sind ja sehr eng mit den Rocking Rebels und anderen Clubs aus Holland und Deutschland verbunden. Wie wichtig sind solche Freundschaften und enge Bündnisse aus deiner Sicht? Sorgt es für ein besseres und lockeres Miteinander in der Szene?
Olaf Eisler: Freundschaften mit anderen Clubs in Deutschland gab es, wurden aber beidseitig nie so richtig intensiviert, und als dann noch eine bestimmte Sache passierte, die wir als Club höchst unschön fanden, war in Sachen Freundschaft mit anderen Clubs in Deutschland der Ofen aus. Clubfreundschaften in Deutschland bringen meist nicht viel, weil aus meiner Sicht jeder Club gerne sein eigenes Süppchen kocht und immer eine gewisse Rivalität und Neid gegeneinander besteht- mal mehr, mal weniger.
Akzeptanz ist in der Regel aber immer unter den Clubs vorhanden. Respekt leider weniger. Ich könnte ein Buch darüber schreiben, mach ich aber nicht, weil sonst noch ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt wird. *Lautes Lachen*.
Mit den Rocking Rebels aus Holland ist es super einfach. Wir waren eigentlich sofort auf der gleichen Wellenlänge und machen unheimlich gern Party zusammen. Die erste Friendship-Party hat bereits im Rahmen unserer 33-Jahr-Feier stattgefunden und wird nun regelmäßig im Wechsel DE-NL jährlich wiederholt. Außerdem dazu besuchen wir gegenseitig unsere Clubtreffen und viele private Kontakte aller Art finden unter den Mitgliedern beider Clubs statt.
rockin and rollin: Du bist ja schon seit Anfang der 80er in der Szene, hat sie sich aus deiner Sicht verändert und wenn ja wie?
Olaf Eisler: Die 80er waren genauso gut oder schlecht, wie die Jahrzehnte die danach kamen. Nur gibt es heute gefühlt 1000x mehr Plastics als früher. Die Szene hat heutzutage etwas an Reiz verloren weil innerhalb alles viel kommerzieller geworden ist. In Sachen Konzerte hat sich so eine Art „Billig-Billig“ Mentalität durchgesetzt. Für 1000 Euro Entertainment aber nur 20 Euro dafür bezahlen funktioniert auf Dauer nicht. Kleine Konzerte gibt es so gut wie gar nicht mehr, und selbst wenn man für fünf Bands 20 Euro Eintritt bezahlen soll, wird von einigen Gästen immer noch gemeckert.
rockin and rollin: Viele jammern ja immer rum, damals in den 80er war die Szene besser und alles viel geiler und lockerer. Siehst du es auch so und sehnst du dich auch nach der Zeit zurück?
Olaf Eisler: Für eine Antwort darauf kann man einen großen Teil der Antwort davor verwenden. Die Szene war halt damals kleiner und die Leute lebten es in ihrem Alltag mehr. Um ein super cooler RnRer zu sein, brauchte man keine 150 Euro Kommerz-Hose am Arsch und auch keine Harley und keinen Super-Duper-Oldtimer. Man traf sich auf kleinen Konzerten, trank Bier und hatte einfach Spaß an der Musik. Und wenn du dann noch einen alten Opel Kadett oder Ford Granada dein Eigen nennen konntest, warste der Held vom Erdbeerfeld. So einfach war das. Und ja: Ab und zu sehne ich mich wirklich nach der Zeit zurück.
rockin and rollin: Der Pott und der Rest von Deutschland, siehst du regionale Unterschiede in der Szene?
Olaf Eisler: Ja, die sehe ich auf jeden Fall! Nur möchte ich dazu kein Statement abgeben, weil es einfach nicht objektiv wäre. Die Szene im Pott ist sehr groß und unterscheidet sich deutlich von denen aus den anderen drei Himmelsrichtungen. Jeder soll sich in seiner Welt wohlfühlen. Wenn man ein gutes Konzert besuchen will, ist die Himmelsrichtung egal - wohin man fährt und aus welcher man kommt.
rockin and rollin: Du hast schon viele Clubfeten und Konzerte mit einer Vielzahl von Leuten und Musikern organisiert, ich weiß sowas zu organisieren ist Stress pur, aber dennoch wenn es dann läuft, jedes Mal ein persönliches Highlight. Gibt es eine kleine Anekdote, die du aus dem Bereich erzählen kannst?
Olaf Eisler: Anekdoten gibt es zu viele gute, um nur eine davon herauszupicken. Wir sind halt ziemlich Oldschool, oder versuchen es zumindest, und wenn man auf einem Clubtreffen oder Clubparty angesoffen mit seinen Brüdern am Grill oder Lagerfeuer steht, was isst und Blödsinn erzählt wird, braucht man nicht mehr viel zum Glücklichsein. Das hatte mal einer von uns auf einem Clubtreffen so übertrieben, dass er ¾ davon bis zum nächsten Morgen einfach auf einer Gartenterrasse auf nacktem Steinboden geschlafen hat.... da hast du noch deine kleine Anekdote.
rockin and rollin: Am 4 März 2017 startet die nächste Teddyboy Party, dieses Mal in Siegen. Was können die Besucher der Party erwarten?
Olaf Eisler: Okay! Die Party ist keine Party im eigentlichen Sinne. Es handelt sich dabei um ein internes Clubtreffen, auf der lediglich unsere Brüder der Rocking Rebels eingeladen sind. Wir lassen, wie auf jedem Clubtreffen, eine Band spielen. Es wird feines Fresschen aufgefahren und es gibt, wie man sich schon denken kann, reichlich Bier und Whisky.
Wir haben auch offene Clubtreffen, auf denen immer gerne Freunde der Teddyboys 1983 willkommen sind.
rockin and rollin: Ich muss es als Strandpirat einfach einmal fragen: Pott, immer Pott hör man oft. Was ist so geil am Pott?
Olaf Eisler: Der Pott ist für mich in erster Linie Geburtsort und Heimat mit der ich mich sehr verbunden fühle. Dazu noch Currywurst Pommes Mayo oder ne Jägerfrikadelle. Dann an der Bude vorglühen mit Bier und Jägermeister – und dann auf ne schöne Party. Sind zwar viele Klischees, ist aber für mich einfach ein Heimatgefühl. Alles zu beschreiben was den Pott so geil macht würde den Rahmen sprengen. Eins vielleicht noch: Menschen, die hier geboren sind, gelten als offen-herzige und fröhliche Menschen, die ihr Herz auf der Zunge tragen. Hier nimmt dir keiner so schnell übel, wenn man fragt »Ey, wat biss du denn fürn Spacken?«
rockin and rollin: Was ist für dich persönlich als Mensch wichtig?
Olaf Eisler: Meine drei Kinder, meine tolle Frau (ohne die mein Leben Scheiße wäre), mein Club und meine Brüder und immer genug Bier im Kühlschrank. Der Rest geht mir am Arsch vorbei Lach Lach Lach
rockin and rollin: Was sind deine persönlichen Ziele und Wünsche?
Olaf Eisler: Mein größtes Ziel ist die gesamte deutsche RnR Szene in unseren Club zu vereinen- nicht umsonst wurde ich schon Club-Hitler genannt haha, Spaß beiseite. Die Weltherrschaft tuts auch 😉
Nee, jetzt ernsthaft: Ziel und Wunsch ist möglichst gesund noch viele Jahre zu leben und einfach Spaß zu haben. Dazu brauche ich keine großartigen Dinge. Ich kann mich auch an kleinen spießigen Dingen wie meinem Campingplatz erfreuen.
rockin and rollin: Olaf, ich danke dir für das Gespräch und freue mich schon auf das nächste gemeinsame Bier!
Olaf Eisler: 15. Ich danke dir für das Interview. Hat Spaß gemacht Bruder!
Und allen anderen ein fettes Stay Wild! auf die Ohren