auf ein Bier mit Keil Records und den Jungs von The Young & Wild Ones

Das 2015 von Tom Toxic ursprünglich für Eigenveröffentlichungen gegründete Label Keil Records, hat in der Vergangenheit mit sehr gut durchdachten und wunderbar umgesetzten Konzept-Veröffenlichungen wie „Tennessee Tapes“ und der „Frischer Wind aus dem Norden Trilogie“ überzeugt und bringt nun mit „The Young & Wild Ones“ ein weiteres Projekt auf den Markt. Fünf junge, aber schon in der Szene renommierte Musiker bieten in dieser Veröffentlichung mehr als gelungen ihr musikalisches Können dar und zeigen, da kommt in Zukunft noch einiges an geilen Sound auf die Szene zu. Grund genug einmal Tom Keil und den fünf Jungs, Rango Meißner, Jerry Lee Pirnke, Marv Undead Falcone, Jonas Heider und Paddy Evans ein paar Fragen zu „The Young & Wild Ones“ zu stellen.

Keil Records

weitere Infos:

Homepage: Keil Records
Facebook: Keil Records

The Young & Wild Ones

„The Young & Wild Ones“, das sind 5 junge Musiker, die zwischen sechzehn und sechsundzwanzig Jahre jung waren, als sie die Songs aufnahmen, die sie zu dieser Compilation beisteuerten.

„The Young & Wild Ones“ sind:

Paddy, damals 26 Jahre alt, der uns mit seinem Neo-Rockabilly begeistert, Songs mit zuckender Gitarre, treibendem Rhythmus und klarem Gesang. Paddy spielte bereits den Kontrabass bei den „Rusty Robots“, „Pychofarmaka“ oder „Sandy & den Wild Wombats“. Derzeit ist er als Frontmann der Band „The Dukes of Tijuana“ weltweit auf Tournee.

Jerry, damals 19 Jahre alt, der eine wilde Mischung aus Desperate und Teddy-Boy Rock’n’Roll spielt, die eine ungestüme Aufbruch- und Abenteuerstimmung verbreitet. Jerry stand schon mit den „Rockin‘ Batz“ und „Philip Doyle“ auf der Bühne. Derzeit ist er der Gitarrist von „Redneck Redemption“, die bereits mit Stars wie „Batmobile“ und „Guana Batz“ aufgetreten sind.

Rango, damals 16, der uns hier Musik präsentiert, für die er eigentlich viel zu jung ist. Er verwebt perfekt die Melancholie von Post-Punk und New Wave mit der Aggressivität des Psychobilly und nimmt uns mit auf eine Reise zur dunklen Seite des Rock’n’Roll. Schon in jungen Jahren durfte Rango bei den „Griswalds“ den Kontrabass spielen. Zurzeit ist er Bassist bei „The Rusty Robots“ und „BoigruB“.

Marv, damals 20, der uns typische US-Psychobilly-Rocker um die Ohren haut. Als Fan von amerikanischen Psycho-Bands hatte er bereits die große Ehre, als Bassist mit den legendären „The Brains“ zu touren. Kürzlich war er für das Projekt „De La Rocka“ aktiv.

Jones, damals 22, dessen melodische Songs seine Vorliebe für die „Stray Cats“ und den NeoRockabilly der 80er Jahre deutlich zeigen. Jones spielte seine Gretsch bereits diverse Male für „Biggs B Sonic“ und einmal sogar für den großen „Dave Phillips“. Derzeit ist er der Frontmann von „The Stranger Cats“ und Leadgitarrist von „Kalle Wolf & his Pack“.

Interview:

von Chris Weidler

Rockin‘ and Rollin‘: Moin Tom, neben den „Tennessee Tapes“ und der „Frischer Wind aus dem Norden Trilogie“ folgt mit den „The Young & Wild Ones“ ein weiteres außergewöhnliches Projekt von dir. Wie bist du auf die Idee dazu gekommen?

Tom Keil: Angefangen hat alles mit einer Sprachnachricht von meinem guten Kumpel Chris, seines Zeichens Trommler bei den „Rusty Robots“. Das war ein Demo von einer Psychobilly-Version eines im Psychobilly eher ungewöhnlichen Songs. Ich hatte den Song noch gar nicht ganz zu Ende gehört, als Chris auch schon völlig aufgeregt anrief, fragte, was ich davon halte, ob ich genauso begeistert sei, wie er und überhaupt. Ich konnte seinen Enthusiasmus nicht ganz nachvollziehen, denn die Nummer war zwar ganz gut, aber nun auch nicht soooooo außergewöhnlich und überragend, dass man gleich ausflippen musste. Die Band hatte ihren Job ganz ordentlich erledigt und die Aufnahme war gut abgemischt, aber eben auch nicht mehr. Als er mir dann aber erzählte, dass das mitnichten eine Band sei, sondern die Aufnahme von einem fünfzehnjährigen Knaben, komplett alleine eingespielt, aufgenommen und abgemischt im heimischen Kinderzimmer, war auch ich auf einmal Feuer und Flammen. Wir haben über eine Stunde telefoniert und überlegt, wie wir diesen jungen Rocker da fördern könnten. Ne Single? Ne EP? Ne Split-EP mit nem anderen Künstler? Und so schälte sich peu a peu die Idee mit der Compilation heraus.

Rockin‘ and Rollin‘: Nach der Anfangsidee folgt ja die Planung und Umsetzung. Wie formte sich aus der ersten Idee, dann die Ausarbeitung und anschließend die Realisierung des Konzeptes mit den vielen Beilagen?

Tom Keil: Ja, als Allererstes musste ich das Konzept Sabine verkaufen, die in meinem Label auch was zu sagen hat. Wir betreiben das quasi zusammen, mit klarer Aufgabenteilung, aber zusammen. Es wird nichts veröffentlicht, wo wir nicht beide hinter stehen. Sie war dann aber auch sofort mit im Boot und wir haben die Idee weitergesponnen. Sie hatte ein paar Ideen zu jungen Musikern, ich hatte ein paar andere, Chris wusste noch einen Namen und so fügte sich langsam eins zum anderen. Zum Schluss hatten wir dann neun Namen auf der Liste, wenn ich mich richtig erinnere. Was übrig geblieben ist, siehst Du ja selbst. Einer hat sich trotz immensen Supports von meiner Seite irgendwann einfach nicht mehr gemeldet. Einer wollte, konnte aber zum vorgegebenen Abgabetermin keine Aufnahmen beisteuern, einer hat sich musikalisch komplett vom Rock’n’Roll weg entwickelt und einer ist zwar auf meine Initiative hin ins Studio gegangen, wollte die Aufnahmen, die by the way echt klasse geworden sind, dann doch lieber als eigenständige EP bei Emerald veröffentlichen. Das war aber wahrscheinlich auch die richtige Entscheidung, denn so toll ich die Scheibe auch finde, wäre es für mich arg schwierig geworden, diese Songs in die Struktur meiner Compilation einzubinden.

Rockin‘ and Rollin‘: Was war dir bei dem Gesamtkonzept am wichtigesten?

Tom Keil: Es musste alles passen. Ich denke immer in Konzepten. Die Optik und die Musik sollen eine Einheit bilden. Und die Musik soll dann nicht nur eine bloße Aneinanderreihung von Songs sein, sondern es soll ein Fluss entstehen, eine Dramaturgie. Die Songs sollen aufeinander aufbauen, sich gegenseitig begünstigen. Und bei allem sollte die Veröffentlichung so richtig fett werden, um Beachtung zu erzeugen, den Jungs eine richtig fette Basis zu schaffen. Es sollte nicht nur ein Sampler werden, so a la: „Guckt mal, hier gibt es fünf Mucker“ sondern eben etwas, was Aufmerksamkeit erzeugt, nach dem Motto: „WAAAAAS? Von diesen Talenten habt ihr noch nichts gehört? Dann mal ran da!“. Falls Du verstehst, was ich meine.

Rockin‘ and Rollin‘: Alleine die endgültige Umsetzung lässt absolut nichts mehr offen.

• Grün marmoriere 12 Zoll Vinyl mit zehn Songs in Gatefold Torefold Abdeckung
• CD mit 10 Songs der LP plus weiteren 10 Liedern als Bonus
• Booklet im Comicbuchstil
• Weiteres Heft mit Informationen
• Filmplakat
• Künstlerkarte
• Exklusiver Patch
• Aufklebern

Woher nimmst du bei deinen jeweiligen Konzepten diese tollen Ideen?

Tom Keil: Boah, Ideen unterteile ich immer in solche, die mir einfallen und solche, die ich mir ausdenke. Für diese Veröffentlichung ist mir einiges an Ideen zugeflogen, andere erforderten eine größere Anstrengung teils wahre Hirnakrobatik. Die Comic-Buch Idee kam von meiner Haus- und Hof-Grafikerin Ellie von Vale Fotografie und –Design. Wir hatten gemeinsam das grafische Gesamtkonzept ausgearbeitet, welches sich an eine Comic-Reihe des Dark Horse Verlages anlehnt, beziehungsweise an eine Verfilmung derselben. Wir hatten nach einer Möglichkeit gesucht, die – damals noch sechs, einer ist dann noch während der Umsetzung ausgeschieden – Musiker in einem Konzept unterzubringen, ohne alle für ein Foto zusammenbekommen zu müssen. Und dabei sind wir über das Filmplakat gestolpert, welches als Richtlinie für das Cover-Artwork diente. Und dann ergab eines das andere und irgendwann hatte Ellie die Idee, die Texte als Comic darzustellen. Und dass wir unser eigenes Filmplakat gestalten, war auch von Anfang an klar. Wirklich kompliziert gestaltete sich die Wahl des „außergewöhnlichen Goodies“, welches jeder KEiL-Records-Veröffentlichung beiliegen soll. Etwas, was man nicht einfach so zu kaufen bekommt. Etwas, was sich konzeptionell einpasst und das mit einem Augenzwinkern betrachtet werden kann. Bei „Dave Phillips“ war es der Bieruntersetzer, bei „Stephan Griebel“ die weihnachtlichen Filzornamente und bei „Billy & the Sideburnzz“ die Plektren und das Stückchen von dem Hemd, welches ich bei dem Video-Dreh zum Titelsong getragen hatte. Was aber passt zu jungen Wilden? Wir hatten kurz ein modifiziertes Seepferdchen-Abzeichen mit Rock’n’Roll-Schwimmausweis im Kopf und haben uns über die Idee köstlich amüsiert. Aber den Gag hätten außer uns wohl nur wenige verstanden. Na ja, nach langer Recherche, unendlichen Angeboten, Abwägen, was man will und was man kann, sind wir dann bei den Patches hängen geblieben, welche von Größe und Design ein wenig an diese Pfadfinderabzeichen, welche die sich bei erfolgreichem Erledigen einer Aufgabe an ihre Schärpe nähen können, angelehnt ist. „The Young and Wild ones“ versus Pfadfinder – ich find’s immer noch irgendwie witzig.

Rockin‘ and Rollin‘: Das Gesamtpaket erfordert eine zeitliche umfangreiche Umsetzung, welche sicherlich nicht ohne das eine oder andere Hindernis bzw. Rückschlag vonstattengegangen ist. Zumal man ja selbst eine hohe Erwartungshaltung an dem eigenen Projekt hat. Was für Probleme musstest du auf dem Weg bis zur Realisierung bewältigen?

Tom Keil: Ein paar der Probleme habe ich ja schon erzählt. Musiker, die groß was ankündigen und dann nicht liefern. Ein ewiges hinterherlaufen, nachfassen, dies und das. Es war echt teilweise wie ein Sack Flöhe hüten. Als ich die Grundidee hatte, dachte ich noch, die Jungs würden sich alle ein Bein ausreißen, um auf die Platte zu kommen. Ich hätte es in dem Alter jedenfalls getan, wenn ich damals so eine Möglichkeit geboten bekommen hätte. Aber war nicht so. Im Gegenteil. Von scheinbarem Desinteresse bis zu aufkeimenden Starallüren war so einiges dabei, was mich erstaunt und teilweise verärgert hat. Oftmals waren es Missverständnisse, aber mit sowas habe ich nicht gerechnet und da hat sich dann sehr schnell die Spreu vom Weizen getrennt. Auch ein Grund, weswegen nur noch fünf Musiker auf der Compilation sind. Dann war da das bereits geschilderte Problem, ein adäquates Goodie zu finden. Das war echt Zeit- und Nerven raubend. Immer wenn wir dachten: „Ja! Das!“, war es entweder nicht finanzierbar, oder erst gar nicht umsetzbar oder wurde von, ähm, ich sag mal „Testpersonen“ nicht verstanden. Hinzu kamen Probleme mit dem ursprünglichen Presswerk, das von der letzten zu dieser Veröffentlichung seine Preise mal eben um knapp 30% angezogen hat, das Problem, dass die Grafiken nicht rechtzeitig zum Einsenden der Audiomaster ans Presswerk fertig werden konnten und somit eine externe Druckerei für die Cover gefunden werden mussten. Es gab technische Probleme im Grafikbüro, die einige fast fertige Arbeiten quasi auf Null zurück geworfen haben und dann waren da auch noch paar persönliche Sachen, Krankheiten und sowas, die das Projekt immer wieder ausgebremst haben. Auf das wenigste davon hatte ich Einfluss und, ja, es war aufreibend. An mehr als einem Punkt hätte ich am liebsten hingeschmissen. Aber, hey, jetzt ist die Compilation auf dem Markt und wir hoffen, dass sie so gut angenommen wird, wie wir sie nun auch finden.

Rockin‘ and Rollin‘: „The Young & Wild Ones“ ist auf 444 Exemplare limitiert, ein Konzeptpunkt, welchen du schon bei der „Frischer Wind aus dem Norden Trilogie“ verfolgt hast. Warum limitierte Auflagen?

Tom Keil: Ja, limitierte Auflagen sind ein Basiskonzept bei KEiL-Records. Alle Veröffentlichungen bei uns sind „limitierte Sammler-Editionen“, die mehr sind, als reine Tonträger. Und limitiert müssen sie sein, weil es sonst keinen Sinn macht, sie als Sammler-Editionen heraus zu bringen. Zumindest in meiner Welt. Sabine und ich denken darüber nach, ein Sublabel ins Leben zu rufen, wo nicht limitierte Nachpressungen ohne den ganzen Schnick-Schnack und andere einfache Tonträger veröffentlicht werden. Aber das ist noch nicht spruchreif. Bei KEiL-Records wird es weiterhin limitierte Sammler-Editionen geben. Singles kommen wohl eher nicht mehr und CDs gar nicht mehr, jedenfalls nicht auf KEiL. Und alles andere wird die inzwischen etablierte Kombi aus Vinyl, CD mit Bonus-Tracks und einigem an Beilagen. Ach und die Zahlen, also dass es immer Schnapszahlen sind… – jaaaa, neeee, das kann ich nicht logisch begründen. Das ist so eine Schnapsidee von mir. Ich mach Schnapszahlen. 😀

Rockin‘ and Rollin‘: Erwies sich die Suche nach den passenden Musikern für dieses Projekt schwierig und wie bist du auf die fünf Jungs gekommen?

Tom Keil: Wie schon eingangs erwähnt wurde Rango von Chris ins Gespräch gebracht und war quasi der Auslöser des ganzen Projekts. Jones war mir als Kieler Musiker bekannt. Jerry spielte damals bei den „Rockin Batz“, welche ich ja auch auf „Frischer Wind aus dem Norden“ veröffentlicht habe. Marv hatte ich auf Facebook entdeckt und angeschrieben. Und Paddy kannte ich zwar, aber den hatte ich für viel älter gehalten. Dass der noch so jung ist, wurde mir erst von Marc Twang erzählt, als ich mit ihm über einen anderen Kandidaten, der es dann leider nicht hinbekommen hat, all die Unterstützung, die Marc und ich ihm organisiert hatte, auch anzunehmen, telefoniert hatte. Sabine hatte noch zwei Namen, die ihr bei einem Rockabilly Festival aufgefallen waren, ins Gespräch gebracht und dann kontaktiert, und einer dieser Namen hat uns noch jemand Weiteres empfohlen. Ach und dann war da noch ein weiterer Musiker aus Kiel, der anfangs mit im Boot war, aber sich dann musikalisch anders orientiert hat, weswegen er nicht mehr ins Gesamtkonzept passte. Das klingt jetzt alles recht flüssig, aber es war doch relativ schwierig, die Musiker zu finden und bei der Stange zu halten. Darum an dieser Stelle mal ein dickes Dankeschön an die fünf, die nun auf der Compilation zu hören sind.

Rockin‘ and Rollin‘: Bevor die anschließenden Fragen an die Jungs von „The Young & Wild Ones“ gehen, was kommt als Nächstes von Keil Records? Neue Bands, neue Projekte? Hast du schon etwas im Hinterkopf?

Tom Keil: Da sich die Band, die als Nächstes, also als Nächstes nach den „Young and Wild ones“, veröffentlicht werden sollte, entschieden hat, ihr Album doch lieber alleine veröffentlichen zu wollen, wird jetzt die „Dritte Böe“ der „Frischer Wind aus dem Norden“ Trilogie wieder in Angriff genommen. Die dümpelt auch schon viel zu lange im Hafen rum. Direkt danach, wenn nicht sogar gleichzeitig, wird hoffentlich ein Longplayer von „Billy & the Sideburnzz“ erscheinen, die derzeit, also quasi während ich dieses Interview hier gebe, im Studio sind. Dann sind da noch „Steffersen“ deren für letztes Jahr geplante Veröffentlichung nicht umgesetzt werden konnte, weil sich ein Mitglied spontan aus der Band verabschiedet hatte und da somit alles gen Null zurückgefahren werden musste. Des Weiteren sind gerade zwei weitere Kieler Bands im Studio, mit denen ich im Gespräch bin, ob diese Aufnahmen nicht bei KEiL veröffentlicht werden sollten. Die „Holstein Rockets“ bringen vielleicht dieses Jahr auch noch was raus. Dann bin ich mit einer Psychobilly Band aus, ich glaube Wuppertal, im Gespräch. Das lässt sich alles ganz gut an bisher. Und dann sind da auch noch meine eigenen Projekte, die seit Gründung von KEiL-Records zugunsten der anderen Bands und Compilations immer wieder nach hinten geschoben werden, obwohl das Label ja eigentlich einst gerade für diese Projekte ins Leben gerufen wurden. Die „Tennessee Tapes“, mein zweites Solo-Album und ein Johnny Cash Tribut Album. Ach, und bevor mein Freund Norman wieder mit mir schimpft, weil ich unser Projekt bei meinen musikbezogenen Aufzählungen immer vergesse – mit ein wenig Glück erscheint dieses Jahr noch ein Album von „die abNORMAN TOMaten“. Vielleicht auf KEiL, vielleicht ja aber auch wo anders. Wer weiß, was die Zukunft bringen wird. Pläne gibt es viele, Zeit und Geld hingegen viel zu wenig.

 

An die „Young & Wild Ones“:

Rockin‘ and Rollin‘: Stellt euch doch bitte einmal kurz vor und wie ist euer musikalischer Werdegang?

Jerry Lee: Ich bin Jerry Lee, 20 Jahre jung und aus Hamburg. Seitdem ich 6 Jahre alt bin, spiele ich leidenschaftlich Gitarre. Mein Vater hat mich dann als kleiner Junge mit dem Billy-Virus infiziert und seitdem bin ich voll bei der Musik dabei. Inspiriert für Gitarre spielen wurde ich dann hauptsächlich durch meine Vorbilder Brian Setzer (Stray Cats), Jeroen Haamers (Batmobile) und Eddie Cochran. Als mein Vater mir die drei, damals als kleines Kind gezeigt hatte, wurde mir klar: Ich will Gitarrist werden!
Mit 6 Jahren habe ich dann also angefangen, Gitarrenunterricht zu nehmen. Nachdem ich die „Standard-Akkorde“ drauf hatte, habe ich dann zuhause immer weiter gelernt, um irgendwie in Richtung Rockabilly zu klingen. Nach Jahren der Quälerei mit Barre-Akkorden und Co habe ich es dann mit 13/14 schon richtig gut hinbekommen.
Als meine Eltern und ich dann am 01.05.2017 in Ahrensburg unterwegs waren, spielten dort die „Rag Muffins“. Diese sind alte Bekannte von meinem Vater gewesen, darum durfte ich zwei Lieder mitspielen. Das war das erste Mal für mich auf einer Bühne. Von dem Punkt aus wollte ich auch eine Band gründen. Ein Jahr später gründete ich dann mit meinem Kumpel Steven die „Rockin Batz“. An den Bass holten wir uns „Slappin’ Rockabee“ und wir waren komplett, das klassische Trio halt. Am 1.9.2018 hatten wir dann unseren ersten Auftritt vor dem Nostalgieshop in Hamburg-Dulsberg. Das war geil!! Sofort folgten die ersten Anfragen und die Jahre darauf spielten wir dann ein paar lokale Konzerte. Da Steven Ausbildungsstress hatte, musste er uns leider Ende 2019 verlassen und mein Vater folgte am Schlagzeug.
Im Dezember 2019 spielten wir dann in der Klangbar in Bergedorf unser letztes Konzert vor der Pandemie. Währenddessen habe ich viele neue Lieder geschrieben, wovon eins auch auf den „Young & Wild Ones Sampler“ erscheint. „The Beast“, es ist der letzte „Rockin’ Batz“ Song in dieser Konstellation. Im Sommer 2022 hatte mich dann Philip Doyle (Klingonz, Mad Sin, Guitar Slingers, Demented etc..) persönlich gefragt ob ich nicht bei seinem Auftritt im „Irish Rover Hamburg“ ein paar Lieder mitspielen will. Dies haben wir dann auch getan und es war hammermäßig! Im August habe ich dann eine Nachricht bekommen, ob ich Lust hätte bei der Band „Redneck Redemption“ als Gitarrist zu spielen, dies habe ich sofort angenommen und bin seitdem Bestandteil der Band, dazu später mehr.
Im Oktober 2022 stand ich dann nochmal mit Philip für paar Lieder auf der Bühne als Opening-Act für „Rockabilly Mafia“ und die legendären „POLECATS“. Im November 2022 folgte mein erster großer Auftritt zugleich mein erster Auftritt mit „Redneck Redemption“, bei der „Final Night Of The Crown“ im „Knust Hamburg“. An diesem Tag war ich aufgeregt wie nie zuvor! Denn das Publikum bestand aus knapp 600(!) Leuten und ich habe das erste Mal meine Lieblingsband „BATMOBILE“ Live erlebt und dann gleich, weil wir dort Support Act waren, auch persönlich kennengelernt. Außerdem haben noch die legendären „GUANA BATZ“ dort gespielt. Das ist ein Abend gewesen, den ich nie vergesse! Zwei Monate später im Januar 2023 folgte dann mein 2ter Auftritt als Gitarrist von „Redneck Redemption“ auf dem „Stomping at the Monkeys #3“ als Support für „The Minestompers“, „Moonshine Stalkers & The CARAVANS“.

Jonas Heider: Guten Tag Chris, erstmal vielen Dank für deine Zeit und Interesse.
Ich bin schon als kleines Kind durch meinen Vater in Kontakt mit der Musik gekommen. Es lief einfach ab und zu zuhause. Dieser Rhythmus hat mich aber von Anfang an in seinen Bann gezogen. So habe ich, als ich fünf Jahre alt war angefangen Akustik Gitarre zu spielen. Ich konnte einfach nicht mehr warten, bis ich älter und meine Hände die empfohlene Mindestgröße hatten. Geklappt hat es trotzdem. 🙂 Irgendwann viele Jahre später, ich schätze, dass ich so ungefähr 14 Jahre alt war, entdeckte ich dann die E-Gitarre für mich und mit der ersten „richtigen“ Band zwei Jahre später auch das Singen.

Marv Undead: Hi, ich bin Marv Undead, bin aktuell 22 Jahre Alt und spiele Gitarre, Kontrabass, ein wenig Drums, singe und schreibe meine eigenen Songs.
Mit 7 oder 8 Jahren hatte ich die „Stray Cats“ gesehen und von da an war alles anders, ich musste unbedingt eine orangene Gretsch-Gitarre haben so ähnlich wie Brian Setzer.
Im Laufe der Zeit bin ich dem Psychobilly und Punk Rock verfallen, das war wohl so vorherbestimmt, denn schon ziemlich früh habe ich immer zu schnell und mit mehr Zerre auf der Gitarre als erlaubt gespielt haha.
Als ich anfing, selber Songs zu schreiben hatte es irgendwie nicht funktioniert Rockabilly zu spielen, aber mit dem zweiten „Tiger Army Album“ kam dann die Offenbarung. Da hat es dann Click gemacht und ich hatte eine Grundlage, auf der ich meine Musik aufbauen konnte.
Über die Jahre gab es verschiedene Bandprojekte mit eher geringem Erfolg und ich hatte auch große Probleme, Musiker zu finden. So hatte ich auch eine Zeitlang in zwei Hardcore Bands gespielt, weil es in der Gegend, wo ich gewohnt hatte, es sehr wenig gab. Die Chance jemanden auf den kleinen Dörfern für ein Psychobilly Projekt zu finden war extrem klein, so habe ich angefangen, mir selber Kontrabass beizubringen und ein wenig Schlagzeug um zumindest daheim selber Demos aufnehmen zu können.
Dadurch dass ich mir auch Kontrabass angeeignet hatte, kam es auch dazu, dass ich letztes Jahr am Bass eingesprungen war für „The Brains“ aus Kanada auf deren Europa Tour mit „Mad Sin“. Deren Bassist konnte da nicht und die Jungs sind auch gute Freunde von mir also so hat sich das Ergeben.
Letztes Jahr habe ich auch Kontrabass für ein Projekt namens „De La Rocka“ eingespielt mit zwei damaligen Mitgliedern der finnischen Psychobilly Band „Graveyard Bashers“. Aber jetzt liegt mein Hauptaugenmerk darauf mein eigenes Projekt ans Laufen zu bekommen.

Paddy Evans: Paddy Evans (27), ich habe vor knapp 10 Jahren angefangen, Kontrabass zu spielen, nachdem ich das erste Mal „Demented Are Go“ gesehen habe. Ziemlich schnell folgte dann meine erste Band „The Halfwits“.
Relativ schnell sprach sich rum, dass ein neuer Typ mit Kontrabass in der Szene unterwegs ist, und prompt kamen einige Bands dazu. Unter anderem „The Rusty Robots“, „Psychofarmaka“, „Sandy and the Wild Wombats“, „Minestompers“, „Louderdales“, „Highway Patrol“ und hin und wieder „Heavy Teddys“. An der Rythmus Gitarre habe ich, im europäischen Line-up der „Phantom Rockers“ auch eine Weile ausgeholfen. Zudem bin ich Sänger der Band „Dukes of Tijuana“. Es kommt also schon einiges an verschiedenen Erfahrungen zusammen.

Rango Meißner: Ich bin Rango, bin 18 Jahre alt und komme aus einem kleinen Dorf zwischen Bremen und Hamburg. Mein musikalischer Werdegang beträgt schon fast meine gesamte Lebenszeit. Mit vier Jahren entwickelte ich starkes Interesse am Schlagzeug spielen und wurde somit auch mit sechs Jahren in eine Musikschule gesteckt, in die ich auch elf Jahre lang gegangen bin. Mit sieben Jahren frisch in die Psychobilly-Szene gekommen, entwickelte ich ebenfalls Interesse für den Kontrabass und brachte mir dieses Instrument kurze Zeit später auch selber bei. Nach knapp vier Jahren schaffte es, mein Musiklehrer auch endlich mich zu überreden, mir Gitarre beizubringen, und ich blieb auch dabei. Ganz zum Schluss schaffte er es, letzten Endes auch mich zum Singen zu überreden.

Rockin‘ and Rollin‘: Wie war euer erster Gedanke, als Tom euch dieses Projekt vorgestellt hat?

Jerry Lee: Mein erster Gedanke war: GRANDIOS was Tom da auf die Beine stellt! Denn ich finde, das gerade die jungen Künstler in unserer Szene nicht so viel gefördert werden. Auf den großen Festivals z.B. sieht man immer wieder die gleichen Bands (was ich auch nicht schlecht finde), obwohl es immer mehr junge Künstler in unserer Szene gibt, die wie ich finde, sehr wichtig für die Szene sind. Mit dem Projekt wird hoffentlich der Szene gezeigt, dass es sehr wohl Nachwuchs im Rockabilly/Psychobilly gibt!

Jonas Heider: Ich musste nicht eine Sekunde überlegen um „Klar, bin ich dabei“ zu sagen. Ich kenne Tom mittlerweile so gut, dass ich weiß, dass seine Projekte wirklich cool und gut umgesetzt sind.

Marv Undead: Ich fand die Idee direkt super, glaube nicht, dass es sowas schon vorher gab.

Paddy Evans: Um ehrlich zu sein war ich erst etwas skeptisch. Ich bin dahingehend eher altmodisch und der Meinung, dass der beste Weg, fast ausschließlich, der Direkte ist. Mit Band vor Publikum und sich der Szene zu präsentieren. Schon allein, weil man eine direkte Resonanz bekommt und lernt, wie man sich am besten auf der Bühne gibt.
Mir persönlich hat eben dieses „Ins kalte Wasser springen“ ungemein geholfen.
Allerdings denke ich mittlerweile, dass der Sampler ein guter Schritt in die richtige Richtung ist, um die jüngere Generation für die ältere etwas Zugänglicher zu machen. Zumal auf dem Sampler, meines Wissens, von Rockabilly bis neuerem Psychobilly alles dabei ist. Somit sollte eigentlich jeder irgendetwas für sich finden.

Rango Meißner: Ich fand die Idee hinter diesem Projekt sehr schön und interessant. Als ich gefragt wurde, ob ich dort mitmachen möchte, musste ich den Schock erstmal verarbeiten, um danach in Freude auszubrechen.

Rockin‘ and Rollin‘: Insgesamt habt ihr 20 Songs (Vinyl plus CD) für dieses Projekt beigesteuert. Wie habt ihr eure Songauswahl getroffen und was bedeuten die Songs für euch persönlich?

Jerry Lee: Ich habe die Songauswahl so getroffen, dass ich zwei Songs gewählt habe die wir schon lange mit den „Rockin’ Batz“ gespielt haben und die ich schon früh zu Beginn meiner Band geschrieben habe, und ein Song, der relativ neu ist. „Undead“ & „Hot Rod Man“ sind die älteren, „The Beast“ der Neue.
„Undead“ ist ein relativ Oldschool lastiger Psycho-Song. Auf die Idee bin ich gekommen als ich das erste Mal „Zombie 1 – Dawn of The Dead“ von 1978 gesehen habe, einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Als ich den Film gesehen habe, war mir sofort klar: Ich will unbedingt ein Lied schreiben, was Zombies beinhaltet, und was passt mehr dazu als diese Lyrics mit dem klassischen Psychobilly-Sound zu verknüpfen.
„Hot Rod Man“ ist ebenfalls ein Song aus den Anfängen von „Rockin’ Batz“. Ein klassisches Rockabilly-Stück mit Pep. Diesen Song habe ich geschrieben, da ich immer jedes Jahr auf der Street-Mag-Show in Hamburg war und dadurch meine Liebe zu Oldtimern, gerade zu Hot-Rods fand. Dies wollte ich niederschreiben und ich habe den Text klassisch gehalten, denn er handelt über Autos, Frauen und Rock‘n‘Roll, wie üblich im Rockabilly. Der Song bedeutet mir sehr viel, da es einer meiner ersten selbstgeschriebenen Lieder war.
„The Beast“ ist ein neueres Stück, welches ich vor paar Jahren geschrieben habe, ich kann mich nicht mehr genau dran erinnern, aber ich glaube, es war im Jahr 2020. Ein Song über ein Biest was dich im Dunkeln verfolgt und dich zermetzelt. Erst kam der Zombie und dann hatte ich Bock auf mehr solche Wesen in meinen Texten niederzuschreiben und so folgte „The Beast“. Außerdem wollte ich auch mal was melodisches Schreiben, wo der Refrain im Ohr bleibt, dies ist mir denke ich bei „The Beast“ gut gelungen und darauf bin ich sehr stolz und freue mich , dass dieser Song endlich seinen Weg auf einen Tonträger findet.
Genau so freue ich mich auch, dass die anderen beiden Songs ihren Weg auf diese Compilation finden. Ich hab richtig Bock, bald auf meinen eigenen Plattenspieler mir die Songs reinzuziehen, neben den anderen grandiosen Aufnahmen meiner Sampler-Kollegen!

Jonas Heider: Für mich persönlich hat es in erster Linie bedeutet, auch mal Songs zu Ende zu schreiben und nicht nur Ideen rumliegen zu haben. Die von mir beigesteuerten Songs wurden deswegen extra für dieses Projekt geschrieben. Die ersten Songs sind immer etwas Besonderes und ich freue mich, bereits jetzt in einigen Jahren auf diesen Meilenstein zurückzublicken. Hoffentlich sind aber bis dahin noch einige dazugekommen. 🙂

Marv Undead: Die zwei Songs hatte ich ausgewählt da „Stranger in the House“ mir da direkt in den Sinn kam und „Too Old to live, too young to die“ zu circa diesem Zeitpunkt fertig geworden ist.
„Stranger in the House“ ist ein Song ohne große Bedeutung, der soll einfach nur Spaß machen. Inspiriert wurde der von eher klassischem Psychobilly aber ich musste den einfach etwas aggressiver spielen und auf cleane Gitarren hab ich kein Bock.
„Too Old to live to young to die“ war ein Text, den ich 2/3 Jahre zuvor geschrieben hatte, und der Rest des Songs kam spontan wie von alleine.
Der Song passt gut zu dem, was ich zu diesem Zeitpunkt erlebt habe, und ist somit auch etwas persönlicher.

Paddy Evans: „666cc Machine“ handelt im Endeffekt einfach von einem Motorrad mit 666cc Hubraum. Eine wirklich tiefgründige Bedeutung hat die Nummer nicht.
„Life of Vanity“ hingegen habe ich geschrieben weil ich diese Instagram-Influencer und deren Scheinheiligkeit zum kotzen finde. Noch schlimmer finde ich allerdings, dass viele Leute sich so extrem davon beeinflussen lassen, was gerade angesagt ist Das Individualität, eigenes Handeln und denken aus der Mode kommen. Ich für meinen Teil finde es sehr problematisch, wenn sich eine Generation diese Leute zum Vorbild macht, deren Leben sich anscheinend ausschließlich auf der Sonnenseite abspielt. Bei näherer Betrachtung allerdings ist oft genau das Gegenteil der Fall.

Rango Meißner: Meine Songauswahl ist relativ simpel zu erklären …
Das allererste Lied, das ich je aufgenommen habe, war „We Aare Rockers“ von „Godless Wicked Creeps“, weil es einer meiner absoluten Lieblings-Psychobilly-Bands ist. Diese Aufnahme war allerdings dermaßen primitiv und minimalistisch aufgenommen, nämlich alles mit nur einem Mikrofon, weil ich zu der Zeit nicht mehr hatte, dass ich mir dachte, dieses Cover nochmal etwas schöner aufzunehmen, und dieses Cover hat es auch auf die Platte geschafft. Bevor ich dieses Cover nochmal neu aufgenommen habe, ist das Cover „House of the rising sun“ entstanden, welches ich aus Langeweile und spontan in meinem damaligem „Kinderzimmer“ aufgenommen habe. Das letzte Cover „Metro“ von Berlin habe ich am selben Tag wie „We Are Rockers“ aufgenommen. Dieses Lied habe ich durch die Liebe zur Wave-Musik und weil es mir für eine sehr lange Zeit im Kopf geblieben ist, gewählt. Mit der Band „The Rusty Robots“ haben wir dieses Lied nochmal etwas schneller gecovert.

Rockin‘ and Rollin‘: Wie war aus eurer Sicht die Umsetzung zu „The Young and Wild Ones“? Und was sagt ihr zu dem Endergebnis?

Jerry Lee: Die Umsetzung zu „The Young and the Wild Ones“ war super. Tom hat uns super geholfen mit den Aufnahmen und Co. Gerade die Ideen, die für das Cover von Tom kamen, finde ich einfach genial! Das Endergebnis finde ich sensationell, hier möchte ich mich auch nochmal an Tom fürs aufnehmen & mixen und an Salmi fürs Mixen bedanken! Ich war richtig stolz, als ich meine fertigen Tracks gehört habe. Die beiden und das „Keil Records“ Team haben super Arbeit geleistet.

Jonas Heider: Durch die gesamte Weltsituation mit COVID-19 hat die ganze Umsetzung etwas länger gedauert als erwartet. Im Rückblick hätte ich die Zeit gerne genutzt, um länger an den Songs und den Aufnahmen zu arbeiten. Trotzdem finde ich die Umsetzung und das Resultat wirklich gelungen. Da muss ich wirklich ein großes Lob an Tom und alle Beteiligten geben. Das Grafikdesign finde ich wirklich klasse!

Marv Undead: Außer von Jerry habe ich die Songs der anderen noch nicht gehört, aber so das Gesamtpaket mit Design, Extras usw ist schon cool geworden.
Bin selber auf das Endergebnis gespannt. Jerrys Songs gefallen mir jedenfalls schon einmal.

Paddy Evans: Die Umsetzung für mich persönlich war sehr unproblematisch, die Lieder wurden bei einem guten Freund (vielen Dank nochmal Henne) aufgenommen und gemixt, dann Tom geschickt, der sich um den ganzen Rest gekümmert hat.
Der Umfang des Pakets, den man da für sein Geld bekommt, finde ich vor allem echt abgefahren. Die Lieder der anderen habe ich leider noch nicht gehört, das musikalische Endergebnis bleibt also, auch für mich, noch abzuwarten.

Rango Meißner: Zu dieser Frage kann ich leider noch nicht sehr viel sagen, da ich die ganzen anderen Songs bisher noch nicht hören konnte.

Rockin‘ and Rollin‘: Es heißt ja immer die Rock’n’Roll Szene stirbt mit den alten Rock’n’Rollern aus, da es ja angeblich keinen Nachwuchs gibt. Dem gegenüber stehen immer wieder neue junge Musiker in ganz Europa die mit frischen Wind die Szene erobern. Kann man sagen, es geht weiter, nur man muss auch die Augen aufmachen?

Jerry Lee: Das kann mehr sehr wohl sagen! Es gibt sehr viel Nachwuchs, in England, Ukraine, Ungarn, Deutschland etc. Ich kann bloß hoffen, dass wir die Nachwuchsbands irgendwann auch hier auf der „großen Bühne“ sehen! Ich denke, die Zukunft unserer Szene ist in sicheren Händen, wenn ich mir die Nachwuchsbands so angucke! Gerade „KING CAT RHYTHM“ haben es mir angetan.

Jonas Heider: Ja, es gibt definitiv Nachwuchs. Wir leben in einer sehr spannenden Zeit, die es uns ermöglicht uns weltweit zu vernetzen. Das ist zum einen auch der Grund, welcher dieses Projekt überhaupt möglich macht. Es sind in den letzten Jahrzehnten viele neue Möglichkeiten entstanden, wie man seine Zeit gerne verbringt. Es gibt unzählige neue Hobbys, die tausende Jugendliche begeistern. Das sorgt vielleicht dafür, dass weniger Leute Musik machen als früher oder sich auch auf elektronische Musik spezialisieren. Ich würde das aber nicht negativ bewerten, denn wie dieser Sampler beweist, gibt es auch noch genug junge Menschen, die sich für diese Musik begeistern können und diese irgendwo wieder ausgraben.

Marv Undead: Weiter gehts immer, nur ist die Frage in welchem Ausmaße. Neue Künstler gibt es zwar aber die werden wohl nicht allzuschnell die alten Headliner ablösen.

Paddy Evans: Das kommt immer ganz darauf an, wen man als die „alten Rock’n’Roller“ bezeichnet. Aussterben wird Rock’n’Roll nie. Solang es eine Schulpflicht gibt, wird es auch jemanden geben, der sich dagegen wehrt und gegen den Strom schwimmt. Der Soundtrack dazu war schon immer Rock’n’Roll in irgendeiner Form; ob nun „Eddie Cochran“, „Crazy Cavan“, „Sex Pistols“, „Stray Cats“, „Motörhead“ oder von mir aus auch „Foo Fighters“. Es gibt in jeder Generation ein Paar Querschläger, die ihren Weg zur verteufelten Rock’n’Roll Musik finden und ich glaube nicht, dass sich das jemals ändern wird.
Ich würde aber schon sagen, dass man die Augen aufhalten muss. Tatsache ist aber, die Jungen sind da! Bestes Beispiel hierfür ist für mich „Dylan Kirk“ aus UK. Er und seine Kombo liefern wirklich das, was „Jerry Lee Lewis“ damals geliefert hat und das auch authentisch und steht dem „Killer“, meiner Meinung nach, in nichts nach.

Rango Meißner: Ich würde eher sagen: Es geht definitiv weiter, man muss es nur zulassen. Es könnte zwar durchaus mehr Nachwuchs geben, gar keine Frage, aber damit die Szenen nicht aussterben, sollte man dem vorhandenen Nachwuchs auch die Chance geben, dies auch zu verwirklichen und eines Tages, wer weiß, die Szenen auch wieder populärer zu machen.

Rockin‘ and Rollin‘: Gibt es aus eurer Sicht musikalisch und auch allgemein gesehen einen Unterschied zwischen den „alten“ Rock’n’Rollern und der jungen Generation?

Jerry Lee: Musikalisch, denke ich, gibt es schon einen gewissen Unterschied, da es bei der jungen Generation oft ein bisschen „punkiger“ zu geht. Aber allgemein denke ich, sind kaum Unterschiede bemerkbar. Wir Jungen leben halt das was die alten Rock’n’Roller in den 50-80ern gelebt haben, nur halt jetzt und damit sind wir genauso Außenseiter in unserer Generation, wie unsere „Vorfahren“ vor uns. Wir tragen die gleichen Klamotten und wir lieben dieselbe Musik! Aber egal ob alte Generation oder junge Generation, wichtig ist doch, dass wir den Rock’n’Roll im Herzen tragen und am Leben halten mit immer wachsenden Nachwuchs und neuen Bands.

Jonas Heider: Um es ganz klar zu sagen, ja und nein. Seitdem es Rock’n’Roll gibt, verändert sich in einem gewissen Rahmen immer etwas der Sound und der Stil. Im Grunde geht es aber seit Anfang an um das Gleiche, nämlich Freiheit, Spaß und noch mehr, als es jetzt sinnvoll wäre, aufzuzählen. Es ist einfach schwer, zu beschreiben, vermutlich würden viele sowas ein „Lebensgefühl“ nennen. Musik ist zum Glück sehr subjektiv und für mich bisher noch unklar, warum man die eine Musikrichtung lieber mag als die andere. Wenn ich zum Beispiel auf der Bühne stehe, freue ich mich darüber, wenn das Publikum einen schönen Abend und Spaß an der Musik hat.

Marv Undead: Kann ich schlecht beurteilen, ich habe selber mit der jungen Generation wenig zu tun.

Paddy Evans: Das ist schwer zu beantworten, weil ich damals nicht dabei war. Vielleicht geht es heute etwas gediegener vonstatten, was aber auch nicht zwingend verkehrt ist. Hätte es in den 50s schon Smartphones gegeben, auf denen alles gefilmt und gepostet werden kann, wären einige der heutigen Legenden wohl eher im Knast als auf der Bühne gelandet.
Einen gravierenden Unterschied, in Sachen Einstellung, gibt es, aber glaube ich nicht. Rock’n’Roll muss nach wie vor mit Überzeugung und Herzblut als solcher gespielt und gelebt werden. Es gibt zwar immer wieder Leute die ihre Popmusik als Rock’n‘Roll labeln, aber das fällt, bei mir, kategorisch durch das Raster.
Ich finde das Zitat, „If i go watch a Band and they ain’t go that Curl on their Lip they ain’t gonna make it with me“ (Blackie Lawless, W.A.S.P.), sehr repräsentativ für die Einstellung und denke es gibt noch einige Bands, die das so verkörpern.

Rango Meißner: Es gibt auf jeden Fall Unterschiede. Abgesehen von den Qualitätsunterschieden der Aufnahmen, gibt es auch vom Stil her Unterschiede. Klar gibt es neue Bands, die den alten Stil beibehalten und authentische Musik machen, aber ebenso gibt es auch Änderungen im Stil. Das Schöne ist ja, das jeder seinen eigenen Stil mit einbringen kann.

Rockin‘ and Rollin‘: Was habt ihr geplant und mit welchen Projekten und wie geht es bei euch in 2023 weiter?

Jerry Lee: Geplant habe ich für 2023, die „Rockin Batz“ wiederzubeleben, ein neuer Bassist ist auf dem Weg. Und mit „Redneck Redemption“ den ein oder anderen Gig zu spielen und vielleicht was aufzunehmen. Mit „Rockin Batz“ ist eine 7“ EP mit vier Songs geplant, das wird wohl 2023 das größte Projekt für mich. Aber wer weiß, was die Zukunft mit sich bringt, vielleicht kommt dieses Jahr noch unser erstes Album.

Jonas Heider: Ich hoffe, 2023 auf vielen Bühnen zu stehen, mich musikalisch weiterzuentwickeln und auch wieder Songs aufzunehmen. Unterwegs werde ich mit den Bands „Stranger Cats“ und „Kalle Wolf and his Pack“ sein. Zudem bin ich mir ziemlich sicher den einen oder anderen Gastauftritt bei meinen Freunden „Biggs B Sonic“ zu haben.

Marv Undead: Ich arbeite aktuell an meinem ersten eigenen Album mit „Rene D La Muerte“ (The Brains), welches wahrscheinlich unter dem Namen „The Krypt Kreepers“ dieses Jahr auf „Batcave Records“ erscheint.
Rene spielt mir Drums ein und kümmert sich ums Mischen, Mastern und allen Voodoo Magie Kram, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
Nur fehlen mir aktuell noch Bassist und Drummer, um dieses Projekt live zu spielen. Aktuell bin ich dabei in den Ruhrpott zu ziehen und erhoffe mir in der Gegend wen für Drums und Bass (vorzugsweise Kontrabass) zu finden um mit meinem eigenen Projekt Liveshows zu spielen und zu touren.
Nebenbei habe ich Kontrabass für ein Album für „De La Rocka“ (Ex Graveyard Bashers) eingespielt und dieses Album kommt dieses Jahr auf „Bad Billy Records“ raus. Das Hauptziel ist jedenfalls endlich mal mein eigenes Ding zum Laufen zu bringen.

Paddy Evans: Bisher ist für 2023 erstmal geplant so weiterzumachen wie gehabt. Wir schreiben mit den „Dukes of Tijuana“ gerade am neuen Album, was noch dieses Jahr rauskommen soll. Zudem steht Anfang Februar eine gemeinsame Tour mit den „Long Tall Texans“ und im April ein Konzert in Tijuana, Mexiko an. Auf die Sachen freue ich mich ganz besonders.
Ansonsten hoffe ich auf viele Konzerte, coole Partys und darauf sämtliche Leute wieder zu sehen, die man über die Jahre kennengelernt hat. Natürlich auch dich und deine Frau!

Rango Meißner: Auf jeden Fall geht es für mich in den Bands „The Rusty Robots“ und „BoigruB“ weiter, und ich hoffe auch noch nach 2023. Vielleicht nehme ich auch mal wieder eins oder zwei Soloprojekte auf … aber das kann ich jetzt noch nicht genau sagen. Je nachdem wie mir danach ist.

Rockin‘ and Rollin‘: Ich danke euch für das Interview! 🙂